Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

da habe ich nun schon einige Gemälde vorgestellt, auf denen strickende Menschen abgebildet sind. Bei den Bildern Albert Ankers wurde mir immer warm ums Herz, sie erscheinen mir so bekannt, vertraut. Nun bin ich dieser Empfindung auf die Spur gekommen:

Großmutter und Enkel auf der Ofenbank - Privatbesitz

Großmutter und Enkel auf der Ofenbank - Privatbesitz

Anker: Berta Gugger mit Tochter

Albert Anker: Berta Gugger mit Tochter

Das rechte Bild kenne ich seit meiner Kindheit. Zuletzt hing es in Hamburg in meinem Arbeitszimmer. Beim Umzug nach Gribow kam es erst einmal auf den Speicher, es gibt nicht genug Wände zum Aufhängen aller Bilder. Nun habe ich aber im Umfeld der Wockensolle doch noch Platz geschaffen in meinem Arbeitszimmer und jetzt überlege ich schon die ganze Zeit, wer es gemalt hat.

Diese Überlegung führt mich weit zurück in meine Familiengeschichte. Mütterlicherseits stammt meine Mutter aus der Familie Osthoff (Billmerich bei Unna), der Sprachwissenschaftler und Junggrammatiker Hermann Osthoff1 hatte nicht nur eine Tochter Cornelie2, sondern auch einen Sohn, der ebenfalls Hermann hieß und Kunstmaler wurde und zum Karlsruher Künstlerkreis gehörte. Dieser Hermann aber malte Landschaften und Tiere, keine Genrebilder. Jedenfalls ist mir das nicht bekannt. Wahrscheinlich ist dieses Bild nicht von ihm. So bleibt wohl der Maler weiterhin unbekannt. Ich schätze aber, daß das Bild in den Jahren zwischen 1900 und 1910 entstanden ist, traditionelles Motiv aber recht lockerer Pinselstrich.

1: Herrmann Osthoff war Professor für Linguistik in Leipzig und Heidelberg, gehörte zur Gruppe der Junggrammatiker und wollte die Indoeuropäische Sprache (damals Indogermanische Sprache) rekonstruieren. Die verwandtschaftliche Nähe zu ihm half mir dann bei der Themensuche für mein Staatsexamen in Germanistik, anno dunnemals an der Uni in Mainz.

2: Es ist eine Tradition in meiner Familie, daß es in jeder Generation mindestens eine Cornelie gibt, seit wohl einmal ein hugenottischer Flüchtling in die Familie oder ein französischer Soldat vom westfälischen Hellweg abkam ;=) Auf einem Familientag, dem einzigen den ich je erlebt habe, erfuhr ich: "Die Marthas und die Bertas waren in unserer Familie immer die Fruchtbaren, die Cornelies die Extravaganten". Da habe ich ja Glück gehabt mit meinem Vornamen.