Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Riina Tomberg ist keine Unbekannte, ich habe sie hier schon des öfteren vorgestellt; ich habe bei ihr stricken gelernt und mir eine wunderbare Jacke und einen schönen Mantel aus ihrer Kollektion geleistet, demnächst bekomme ich noch ein Kleid, das wird gerade geschneidert und ich kann es in Tallinn beim Mardilaat / Martinsmarkt im November abholen.

Riina hat in Tallinn im Haus Eesti Käsitöö (Estnische Handarbeiten) in der Straße Pikk 22 ein Geschäft und jetzt habe ich ihre neue Kollektion als Lookbook auf issuu.com entdeckt.

3 Lookbooks (oder wie soll ich diese Dateien nennen?) sind dort auf issuu.com zu sehen und auch auf meiner Wollmacht-Seite, es lohnt sich, ein Modell ist schöner als das andere.

Ich gehe jetzt in mich, denn mir fällt auf, daß ich ja noch gar nicht über das diesjährige Craft Camp berichtet habe und da habe ich Kurse bei ihr belegt und eine gute Zeit mit ihr verbracht... kommt bald!

bei ALDI und LIDL kommt wieder die Sockenwolle in die Angebots-Körbe... und ich meine, jedes Jahr werden sie noch ein wenig hässlicher, oder bin ich einfach nur ein Snob?

Ich habe zur Zeit, neben einigen anstehenden ehrenamtlich-politischen Terminen, eine Sammlungsphase. Ich sammele Strickbündchen.. und zwar ganz spezielle, Kihnu-Bündchen. Der Grund? Schon seit letztem November liegt wohl verwahrt und mit Lavendel und Ceder verwöhnt ein Kihnu-Troi-Torso in meiner Strick-Ecke, gestrickt für Heinz in Riina Tombergs Werkstatt auf der estnischen Insel Saaremaa. Ich hatte beim Craft Camp einen Workshop zum Thema "Kihnu-Pullover" belegt und die Vielfalt der Muster fasziniert mich.
EIn Kihnu-Troi, ein Männerpullover von der Insel Kihnu, zeichnet sich durch ein zweifarbiges, weiß-blaues All-over-Muster und farbig betonte Bündchen an Hals, Ärmeln und Bund und auf den Schultern aus.

 

Dieses Projekt habe ich hier auf der Wockensolle ja schon einmal vorgestellt, und im Sommer habe ich noch einen eintägigen Workshop bei Riina mitgemacht, mit dem Titel "Vitsad, pakud, täpid", und nun muss ich das wirklich fertigstellen, denn im November ist schon wieder der Martinsmarkt in Tallinn und ich fahre wieder hin..

Vitsad = plural für die Borten oder "Braids"
Pakud = die grafischen Muster zwischen den Borten
Täpid = das sind die kleinen Pünktchen, die in den Borten hervorlugen, ich mag sie ganz besonders.

Inzwischen ist mein Bündchen-Bestand erstaunlich angewachsen, und deshalb suchte ich nach einer Präsentationsmöglichkeit, die Pabbedeckel (= hessisch) sind ja nur ein Provisorium.

Ja, nicht nur für die Männer (die sich im fortgeschrittenen Alter ja am liebsten beim Urologen oder im Baumarkt aufhalten), nein auch ich greife ab und an auf die Angebote von Obi und Konsorten zurück. Und diese dezent grauen Schaumstoff-Rohre sind doch wirklich einen brauchbarer Hintergrund für die verschiedenen Teile.

Seitdem ich mich menta auf dieses Strickprojekt vorbereitete, wälzte ich ein Problem: Die Bündchen sind beim Abketten etwas weiter als beim Anschlag, ich schaffe es nicht das zweifarbige Abketten mit der gleichen Spannung wie den zweifarbigen Anschlag zu stricken, es gelingt mir nicht.

Und eigentlich sollte ein Bündchen ja am Ärmelende etwas schmaler sein als beim Beginn des Bündchens.

Wenn ich die offenen Ärmelmaschen aufnehme und das Bündchen stricke, dann habe ich am Ende das nicht so schöne Ende. Aber  das Bündchen stricken, abketten und dann mit Maschenstich hantieren wollte ich auch nicht.

Lizzy gab mir dann den entscheidenden Rat: Der Anschlag kommt "nach unten" und am Bündchen-Ende wird es mit den Ärmelmaschen per "3-needle-bind-off" verbunden. Und das klappt.

Ich habe es gleich zweimal ausprobiert, einmal an einen braunen Abschnitt (rechts) angestrickt und einmal an ein blaues Stück (links).

Und solange beim Abketten in beiden Teilen die gleichen Farben vorhanden sind, und das Bündchen außen über dem Ärmelteil zu liegen kommt,  kommt das auch gut zusammen. Da beide Teile auf je einem Nadelspiel sitzen, ist das schon ein ziemliches Gewürge... 9 Nadeln im Einsatz! Aber ich weiß jetzt wie es geht!

EInige Tage nun habe ich verschiedene Bündchen für Pullover, Handschuhe oder Jacken in estnischer Tradition studiert und gestrickt. Quellen dafür waren die Notizen aus dem Seminar bei Riina Tomberg beim letztjährigen Craft Camp in Olustvere, das Buch "Estonian Knitting 1. Traditions and Techniques", und der estnische Museumsserver, der sein Archiv durchsuchbar zur Verfügung stellt.

Das obige Bild zeigt die Versuche, provisorisch auf Karton gezurrt und noch nicht in Form gebracht.

Das Bündchen  mit der Nummer "0" ist das Ergebnis meines Workshop-Tages vom letzten Sommer, es gefällt mir immer noch ausnehmend gut.

Im Estnischen Nationalmuseum sind viele Musterzeichnungen und einige Kihnu-Troi aufbewahrt und man kann diese Exponate auch über die Webseite finden.
Die nebenstehende Zeichnung stammt von dort. Quellenangabe:

Troi ehk Kihnu meeste kampsun
ERM EJ 481:32
Eesti Rahva Muuseum
http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/741364

Ich möchte jetzt gerne noch einige der Bündchen näher vorstellen.

Mir gefällt besonders die Farbkombination dieses Bündchens, die kleinen roten Punkte im oberen Part und die kleinen weißen Punkte in den links gestrickten roten Reihen beleben das Ganze deutlich.

Garn: Teksrena, 8/2, gestrickt mit 1.5er Nadeln

 

Hier habe ich verschiedene Borten / vits gestrickt, wie ich sie auch letztes Jahr bei Kristie Joeste im Craft-Camp-Workshop gelernt habe. Die Borten liegen auf dem Gestrick und wirken dadurch äußerst plastisch.

Ein "Schritt-für-Schritt"-Lehrgang für diese Borten, vits, auf der Seite der Tallina Ülikool zeigt die Arbeitsweise. Zwar in estnischer Sprache, aber die guten Photos helfen weiter.

Dieses Bündchen entstammt mit allen Teilen dem Buch "Estonian Knitting 1. Traditions and Techniques", das ich ja schon mehrfach vorgestellt habe.

64 Maschen mit Nadeln Nr. 3 und Teksrena 8/2.

Die rotschwarzen Vits auf weißem Grund - diese Farbkombi gefiel auch schon den russischen Konstruktivisten...

Der Anschlag: der sog. Kihnu-Troi-Anschlag
das Muster: Pakud, ein Kihnu-Muster, Seite 163

Die Vorlage für das Muster im Buch entstammt jedoch dem estnischen Nationalmuseum, ein Musterblatt mit 10 verschiedenen Bündchenvarianten zeigt rechts unten auf dem Blatt die Musterzeichnung.

Quellenangabe:
Labakinnaste ja troi kirjad
ERM EJ 202:18
Eesti Rahva Muuseum
http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/644696

Die Reihen mit dem zweifarbigen Würfelmuster vor den oberen Vits verschwinden im Gestrick... aber das lässt sich beim Waschen sicherlich in Form ziehen.

Der Kinderpullover, dessen Bild uns Riina Tomberg beim Workshop zeigte, besitzt ein Bündchen, das im Heimtali Museum zu finden ist.

Quellenangabe:

kudumikatke
ERM HM E 368
Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/1183816

Und wozu das alles? Ich übe für die Fertigstellung des Kihnu Troi, den ich wie schon im letzten Blogbeitrag beschrieben, in "Rohform" bei mir liegen habe, Vorder- und Rückseite und die Ärmel sind fertig, zusammengefügt und säuberlich zusammengenäht.
Die "offenen Stellen", an denen die Bündchen angestrickt werden, sind mit blauen Garn "vorgestrickt", mehrere blaue Reihen verhindern daß sich das Gestrick auflöst und ermöglicht ein leichtes Aufnehmen der Maschen.

Ich stelle hier noch eine Galerie mit Bildern des "Rohlings" zusammen.

vitsad, pakud, täpid - Borten, Block- und Punktmuster von der Insel Kihnu

Die kleine estnische Insel Kihnu in der Bucht von Riga hat nicht mehr als 500 Bewohner, aber ein grosses kulturelles Erbe, das inzwischen ins immaterialle Weltkulturerbe aufgenommen wurde: Die Handarbeitskunst und die Trachten der Frauen und Männer.

Ich verbrachte, wie hier im Blog schon geschildert, im letzten Sommer einige Tage auf dieser schönen ruhigen Insel und natürlich haben wir die Exponate im Museum genau bestaunt. Diese Tage waren die Vorbereitung für einen Workshop beim Craft Camp 2017 mit der verehrten Riina Tomberg, die uns in die Besonderheiten der Strickerei von Kihnu einführte.

Riina Tomberg

Kihnu Museum auf der Insel Kihnu

Ich war letztes Jahr auf der Insel Kihnu und habe im dortigen Museum die wunderbaren Strickarbeiten bewundert.

Mir haben die vielen Varianten imponiert und ich habe mit Freude die Muster studiert und auch die Fotos, die Riina uns zur Ansicht mitbrachte.

Und ich denke, dass mein erster Versuch auch gar nicht so schlecht geworden ist, jedenfalls für den Anfang...

Mein erster Versuch

Meine erste Kihnu-Strickerei

Nachstehend eine Photogalerie

Natürlich kann man an einem Workshop-Tag nicht mehr als einen Pulswärmer stricken, wenn man solch interessante neue Techniken lernt, aber besonders der berühmte Kihnu-Troi, ein Männerpullover, ist ohne diese Bündchen und Zierstreifen nicht vorstellbar. Und das reizt mich.

Diese Pullover werden mit einem Flächenmuster gestrickt und am Hals, auf den Schultern und an den Bündchen mit farblichen Musterakzenten geschmückt. Werden sie zunächst bei feierlichen Anläßen zur Zier des Mannes und Ehre der Strickerin getragen, enden sie meistens als Arbeitspullover, sie werden jahrelang getragen.

Ich war so angetan von diesen Pullovern, daß ich mir vornahm, auch solch ein Prachtstück für meinen Heinz zu stricken. Riina aber machte mir einen interessanten Vorschlag: Heutzutage stricke niemand mehr solch einen Pullover mit der Hand, nur die Abschlüsse. Body und Ärmel sind maschinengestrickt. Ich nahm sie beim Wort und bestellte mir einen Pullover im "Roh-Format" bei ihr. 

Ich holte mir den Pullover-Rohling dann im November in Tallinn bei Riina ab, an ihrem Stand beim Mardilaat.

Und war mir bewußt, daß ich den Pullover sicherlich nicht bis Weihnachten fertigbekäme, aber bis April werde ich es schaffen.

Heinz bekommt den Troi also zu seinem Geburtstag.

Im Archiv des estnischen Museums-Servers gibt es einige schöne und interessante Exemplare und ganz besonders hat mich gefreut, daß ich ein Stück eines Pullovers dort fand, der als Vorlage für einen Puppenpullover in Riinas Unterrichtsmaterial diente.
Nun habe ich die letzten Tage, vornehmlich die Abende, damit verbracht, die verschiedenen Strick-Techniken zu üben: Kihnu-Cast-On, vitsad, pakud, täpid. Dabei habe ich mich auch an das Standardwerk Estonian Knitting 1. Tradition and Techniques gehalten und die Anleitungen dort studiert und nachgestrickt.

So sind einige kleine Stücke entstanden und ich habe mich immer weiter vorgewagt. Zuletzt habe ich ein Bündchen gestrickt, dessen Vorlage ich bei der Suche im estnischen Museums-Server gefunden hatte, und das mir gut gefällt. Wie ich jetzt gesehen habe, ist dieses Bündchen auch auf einem Photo zu sehen, das uns Riina beim Workshop gezeigt hatte.

Ich werde morgen, wenn es wieder heller ist, den "Pullover-Rohling" und meine Versuchsstücke fotografieren und hier vorstellen.

Estonian Knitting 1. Tradition and Techniques

a photo of the cuff of a Kihnu-Troi (doll's size)

The knitted piece in the Heimtali Museum, from the archive of muis.ee, the estonian museum server.

In the museum’s collection:  kudumikatke, ERM HM E 368, Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/1183816

Ich habe immer wieder nachgedacht, warum ich mit so gemischten Gefühlen an den Besuch im Estnischen Nationalmuseum in Tartu, ERM, zurückdenke.

Ich erinnere mich ja auch an Gefühle und die Gefühle, die ich beim Besuch und später beim Zurückdenken an den Besuch, wahrnahm,  sind:

  • Enttäuschung
  • Beklemmung
  • Einengung
  • Überflutung
  • Fehl am Platz

Ich hoffte darauf, die Schätze, die im alten Museum nicht angemessen präsentiert werden konnte, sei es aus Platzmangel oder architektonischen Gründen oder Bauschäden, nun in Ruhe und gutinformiert betrachten zu können. Ich habe immer Präsentationen, wie ich sie im Shetland Museum in Lerwick erlebte, als besonders gelungen empfunden, wenn in einer Vitrine besondere Exemplare gezeigt wurden und weitere Stücke dann in Schubladen zur Verfügung lagen...

wie immer: auf die Vorschaubilder klicken!

aber so war es nicht. Der Ausstellungs-Raum im großen Haus ist eine lange Passage, in der die ständige Ausstellung "Encounters" gezeigt wird.

Most of the exhibition space is dedicated to the permanent exhibition Encounters, expanding upon Estonian cultural history and everyday life and stretching out on a timeline from the present day to the Ice Age.

so heißt es auf der Museumswebseite. Und das wurde dann auch gezeigt, eine bunte Mischung, von Allem etwas, nichts vertieft, immer nur ein Eindruck, ein glimpse... möglichst mit einem technischen Gimmick, einem Knopf zum Drücken, einem Pedal zum Treten, ein Display zum Wischen...Und immer geht irgendwo ein Weg zur Seite in eine andere Präsentation, aus der man nicht immer zum Ausgangspunkt zurückfindet... zwischendurch ist es auch mal dunkel, dann hört man verschiedene Volkslieder, die sich übertönen, es bleibt ein Gemisch ohne Information, ein MashUp ohne Unterscheidungen, alles ist irgenwie estnisch, aber was ist es denn?

Da frage ich mich: Die Ausstellung heißt encounters, aber wer soll sich hier treffen, was soll man antreffen?  Ich fand die Abteilungen, die mich interessierten, nur nach etlichem Suchen und falschen Abbiegungen, ich musste mir die Ohren zuhalten wenn es zu laut war, oder beiseite gehen, wenn die Schulkinder sich in einer optischen Installation als Schatten auf einem Bett ablichten ließen (dies zur bürgerlichen Wohnkultur)... aber studieren, betrachten, lernen?

im Nationalmuseum von Estland: Das Videoporträt von Kihnu Roosi

Dieses Bild zeigt mich in einer Ecke, nachdem ich dann die Kostüm-Präsentation gefunden habe (Rural life and Rural Beauty), eine Videowand in einer Seitennische, die Erklärung dazu auf der Rückseite, der Ton übertönt von Besuchergruppen und anderen Audio-Quellen...

Die Ausstellungsstücke, die ich in ihrer Vielfalt sehen wollte, denn ich kenne ja die reichen Bestände des Museums aus Büchern und von Webseiten und den Seminaren an denen ich teilgenommen habe, waren spärlich verteilt. In der Mitte eines Ganges eine große Vitrine aus spiegelndem Glas, in der Puppen, mit verschiedenen Trachten bekleidet, sich verrenkten.

Rural Life and Rural Beauty

"Rural Life and Rural Beauty"

Exponate von Muhu

Exponate von Muhu

Trachten aus Muhu und Saaremaa

Trachten aus Muhu und Saaremaa

eine kleine Handschuhparade

Ganz besonders gefreut habe ich mich dann über die wenigen Handschuhe, die schlecht beleuchtet, auf dem Fussboden einer solchen Vitrine ausgestellt waren, reicht es denn die Exponate nur zu sehen? Sie aber nicht betrachten zu können?

Was ist die Aufgabe eines Nationamuseums?
Was sind die Zielgruppen eines solchen Museums? In erster Linie doch wohl die Bürger dieses Landes, und nicht irgendwelche  Besucher, die ein Treffen nötig haben, und nicht nur Schulklassen, die ihren Spaß haben aber nichts wirklich kennenlernen können..

Ich habe über meinen Besuch in diesem Museum viel nachgedacht, ich bin ja auf der Reise auch immer wieder nach meiner Einschätzung gefragt worden, zuletzt beim Abendessen mit Riina Tomberg. Ich bin ja keine Estin, es ist nicht mein Museum, aber unsere Einschätzungen stimmten überein. Riinas Resumée: Wir sind eben nicht die Zielgruppe dieses Museums...

Ist das nicht schade?

Saaremaa ist die grösste estnische Insel, hieß früher Ösel und gehört zur Moonsund-Inselgruppe. Das klingt recht exotisch, und ist wunderschön. Man muss sich mehr als einen Tag Zeit nehmen, also komme ich wieder!

Saaremaa sollte die letzte große Unternehmung auf unserer Reise sein, den Samstag dann wollten wir nur faulenzen, bevor es nach Tallinn zurückgehen sollte. Nun, viel gibt es zu sehen und so biegen wir gleich zu Beginn unseres Inseltages nach Pöide  ab, ein kleiner ruhiger Ort mit einer riesigen Kirche, mit neugierigen Schafen im Pfarrgarten und netten Katzen, die in der Sonne dösen.

Danach suchten wir als Erstes dann Riina Tombergs Werkstatt in Kuressare auf, denn ich wollte ja meine Jacke abholen (und leider ist es immer noch zu warm um diese schöne Jacke zu tragen...)

In Riina Wombergs Werkstatt

In Riina Wombergs Werkstatt

Meine Riina-Tomberg-JackeMeine Jacke!

In wunderschönem Rot mit Stickerei in der Kellerfalte und farbig abgesetzten Ärmeln, mit Samt und buntem Blumenstoff und die Stickerei ist schon etwas ganz Besonderes, eben Muhu!

Kuressare ist ein recht lebhafter Ort, touristisch geprägt seit langer Zeit,  mit schmucken Häusern, Kirchen, einer Deutschordensburg von 1380 und natürlich Cafés, Handarbeitsgeschäften und einem interessanten Markt. Nach einem Streifgang durch die Buchhandlung und einem Blick in ein Handarbeitsgeschäft zog es uns zu diesem Markt. Im Angebot: Gemüse, Obst, Pilze, Beeren, Wolle und Handarbeiten.

Diese drei Grazien bewachen einen sehr schönen Strick-Projektbeutel (links, gehört jetzt mir!) und kokettieren mit der prachtvoll bestickten Decke...

Auf dem Markt von Kuressare

Auf dem Markt von Kuressare

Muhu-Mützen

Muhu-Mützen

Mit solch einer Mütze auf dem Kopf geht man bestimmt nicht verloren ;=) Da ich diese drei Exemplare aber nicht gekauft habe, muss ich jetzt selbst 3 Mützen für meine Begleiter auf der November-Reise stricken.

Die Hauptattraktion für jeden Woll-Interessierten ist sicherlich das KnowSheep-Zentrum direkt am Markt. Ein dunkles Treppenhaus und dann wird es hochinteressant:

KnowSheep-Zentrum

KnowSheep-Zentrum

Über dieses Projekt, KnowSheep.eu,  habe ich hier auf der Wockensolle schon berichtet und bei Mary Germain gibt es auch einen Bericht über ihren Besuch in dem Zentrum. Ich wollte mir das immer schon ansehen und war beeindruckt.

Eine liebevoll und umfassend zusammengestellte Ausstellung zeigt alles Betrachtenswerte und informiert über alles Wissenswerte zum Thema "Schafe auf den estnischen und finnischen Inseln." Und zudem gibt es auch das interessante Buch "Woolen Handicrafts on the Baltic Islands" als Hardcover, herunterladen kann man es in PDF-Form hier: Woolen Handicrafts on the Baltic Islands. Um die Miete für die grossen Räume hereinzubekommen, haben die Initiatoren die Aktivitäten des Zentrums ausgeweitet, neben Seminaren  vertreiben sie Bio-Produkte von der Insel und bieten  auch Touren an.

Selbstverständlich ist auch wieder etwas Wolle in unsere Einkaufsbeutel gewandert ;=)

Wir konnten uns intensiv mit Martha Hubbard und Alar Allas unterhalten und uns über die Arbeit des Zentrums informieren. Beide sind sehr engagiert und halten das Zentrum seit Jahren am Laufen. Es braucht Enthusiasten! 

Wir waren so angetan, dass wir sofort anfingen Pläne zu schmieden und so entstand die Idee eines AfterCraftCamp-Workshops auf Saaremaa, ein Thema könnte sein: "Schafzucht und Rekultivierung auf den estnischen Inseln / Lokale Entwicklung contra Globalisierung"

Wie gut ist es, zu wissen daß es Menschen gibt, die die Entwicklung vorantreiben, danke dafür!

Ja, was gab es noch?

Einen Jahrmarkt auf dem Gelände vor der Ordensburg

Ich fand interessant, wie die traditionellen Stoffmuster hier auf synthetischem Stoff angeboten werden.

Und dann haben wir uns noch den Meteoritenkrater von Kaali (Näheres in der Wikipedia) und die Windmühlen von Valjala angesehen, viel gibt es zu sehen auf dieser großen Insel, viel zu erkunden, müde und zufrieden wird man hier.

Auf diesen Tag habe ich mich ganz besonders gefreut, denn Riina Tomberg ist eine wunderbare Lehrerin.  Die Techniken, die bei Pullovern und Jacken aus Saaremaa und Rüno angewandt werden, sind das Thema dieses Workshops und das ist ganz besonders spannend, denn wie kann man an einem einzigen Workshop-Tag diese Techniken vermitteln, daß sie auch nachgearbeitet werden können?

Riina Tomberg kann das. Sie erarbeitete die Vorlage für einen Pulswärmer, der diese Techniken integriert. Aber bevor der Workshop begann, hatte sie noch eine Überraschung für mich. Ich hatte mir ja im Winter eine rote Jacke bei ihr bestellt und mir gewünscht, daß diese auch ein wenig mit Stickerei verziert wird. Und da wir planten, kurz nach meinem Geburtstag einen Tag auf der Insel Saarema mit Riina zu verbringen, wollte ich diese Jacke dort in Empfang nehmen. Aber wie dann eine Anprobe durchführen, ohne daß ich die Jacke vorher sehe? Riina hatte eine Idee und so probierte ich die Jacke mit verbundenen Augen an. Ich hörte zwar, wie schön die Jacke sei, aber niemand verriet mir etwas über das Aussehen. So blieb mir die Überraschung erhalten und die Vorfreude...

Nun, nach einer Einführung in die Besonderheiten der Pullover und Jacken von der größten Insel Estlands (Saaremaa) und der kleinsten (Runö) ging es an die Praxis. Was enthält dieses Anleitung alles an Besonderheiten und Schmackazien!

Das ist das Original

Das ist das Original

Die dreieckige Kante, die längs gestrickt wird und nach der die Strickrichtung gewechselt wird, die besonders komplexen Flechtborten, linke Reihen, welche plastische Borten bilden, die zweifarbige Zopfborte ... das ist gar nicht so leicht.

Und wieder einmal zeigt sich, daß manche Arbeiten schwer erklärbar sind, hat man aber das Prinzip verstanden, geht es leicht von der Hand (oder den Nadeln).

Das wird ein sehr warmer Pulswärmer für den Winter!

Die zweifarbige Zopfborte ist gar nicht so einfach. Die Maschen liegen vor dem Strickstück, und das Ganze geht mit einer Hilfsmasche vonstatten, wie gesagt, schwer zu erklären. Und viel zu üben...

zweifarbige Zopfborte

zweifarbige Zopfborte

Aber ich denke, ich habe das schon ganz gut hinbekommen.

Vorbild und Übungsstück

Vorbild und Übungsstück

Der unsaubere Übergang am Rundenanfang wird beim Vernähen der Fäden noch bereinigt.

Ja, Riina Tomberg ist eine großartige Lehrerin, die uns mit pädagogischem Geschick, großem Können und Charisma viel vermittelt hat.

Konzentration und Freude im Workshop

Konzentration und Freude im Workshop

Und zum Abschluß, wie sicherlich schon erwartet, noch ein Augenschmaus: Die Beispiel-Wristlets, die Riina mitgebracht hatte:

Ich habs ja mit Muhu, seit ich im letzten November dort war, und umsomehr freue ich mich auf Tage auf der Insel. Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Verve und Geschicklichkeit die Esten ihre Traditionen pflegen und weiterführen.

Ein Beispiel ist diese Muhu-Stickmuster-Torte . Ja, Stickmuster können durchaus Tortenmuster werden!

ein Beitrag zum Fotofestival  der Webseite nami nami

ein Beitrag zum Fotofestival der Webseite nami nami.ee

Ich halte dann mal auf der Reise Ausschau nach solch einem Superkuchen...

Und wer sehen möchte, was die Inseln Saaremaa und Muhu noch so alles bieten, hier ist ein Werbefilm der angenehmen Art:

 

 

 

aber ab und an finde ich doch ein wenig heraus, zum Beispiel wovon ein Artikel in einer fremden Sprache handelt, welche Termine auf dem Veranstaltungskalender interessant sein könnten für mich und dann sind ja auch immer noch die Bilder...

Es gibt da so eine Online-Plattform, ISSUU, die ungezählte uninteressante und interessante Publikationen zum Online-Lesen anbietet (leider nicht alle zum Download). Und dort kann man auch Publikationen abonnieren und wird informiert, wenn was Neues erscheint.

So auch heute morgen: Auf Issue erschien der neueste Newsletter of Estonian Folkart and Craft Union. Spring 2016.

 

Käsitöö: Riina Jubilar Käsitöö: Külli Jacobson

Nun, ich habe herausgefunden, daß Riina Tomberg zu einem Jubiläum gratuliert wurde und Külli Jacobson wurde geehrt.

Die Anläße dazu finde ich noch heraus....