Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Eesti Käsitöö, die estnische Volkskunst-Organisation, veranstaltet jedes Jahr, neben vielen anderen Aktivitäten, den St. Martins-Markt, Mardilaat. Eigentlich jedes Jahr, aber in den letzten zwei Jahren eben nur virtuell.
Auf einer speziellen Webseite werden alle Aussteller, nach Produktkategorien geordnet (z. B. kudumid - Strickwaren)  mitsamt Kontakt- und Web-Daten vorgestellt, oft kann man auch mehrere Bilder in einer Slideshow aufrufen.
Außerdem wurde eine Reihe von Kurzfilmen produziert, in denen Designer und Kunsthandwerker die verschiedenen Handwerkstechniken vorstellen: Knochenschnitzen, Korbflechten, Flachs-Verarbeitung und natürlich auch die verschiedensten Stricktechniken.

Heute beginne ich mit einer Serie dieser Kurzporträts und stelle einige der Porträtierten näher vor. Alle Kurzfilme sind englisch untertitelt, so daß sie auch für uns verständlich und nachvollziehbar sind.

Riho habe ich hier auf der Wockensolle ja schön einige Male vorgestellt, so im Beitrag über einen Aufenthalt in Tallinn im Jahr 2015, aber vor allem im Beitrag Vom Faden zum Kunstwerk.
Riho liebt Heavy Metal, reist zum Festival nach Wacken (wenn es geht) und strickt seit seiner Kindheit. Ihm haben es die Kunststrickmuster des deutschen Designers Herbert Niebling (1903 - 1966) angetan.
Wir hatten schon eine Reise zum Grab Nieblings in Freiburg geplant, nachdem ich die Grabstelle mithilfe einer Freiburger Freundin ausfindig machen konnte. Aber auch da hat Covid-19 einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Riho strickt die Decken mit großen Durchmessern, oft sitzen die Maschen auf 5 oder mehr langen Rundstricknadeln. Das richtige Garn für diese Arbeiten zu finden war nicht einfach, wird das Garn doch meistens ins Knäueln von 25g - 50g konfektioniert. Er bezieht große Garnmengen speziell für ihn konfektioniert, anders ginge es ja auch nicht.

Ich habe seine Arbeiten in Tallinn und auch in Riga in einer Ausstellung gesehen, inzwischen hat er eine eigene Galerie in der Altstadt von Tallinn, die Ace of Lace-Gallery in der Straße 7 Lühike Jalg, und bei Facebook ist er als @masteroflace zu finden. Und ein Master of Lace, ein Spitzenkünstler im wahrsten Sinne des Wortes ist er tatsächlich!

Herbert Niebling

Aus der Wikipedia: Bidl von Müller-Schilling, Freiburg, Germany - Erstveröffentlichung: Eva-Maria Leszer: Gestrickte Spitzendecken

Zum guten Schluß noch einige Links zu dem "Master of Lace"

Eine sehr sehr ruhige Zeit. Mein Studienaufenthalt in Schönberg im Museum kann nicht stattfinden, der jährliche große Martinsmarkt in Tallinn (Mardilaat) ist in den virtuellen Raum verschoben worden, die Krankheit weitet sich weiter rasend schnell aus und die unselige Mischung aus Corona-Leugnern und Rechtsradikalen verheert die politische Landschaft.
Den mangelnden Respekt vor dem Leben und der Freiheit haben sie wohl von dem amerikanischen (Ex-)Präsidenten mit dem toten Tier auf dem Kopf übernommen. Am Tag der Reichskristallnacht, dem Tag des Gedenkens an die Opfer der deutschen Nazi-Herrschaft, will Pegida demonstrieren.
Die unheilige Allianz des Aserbeidschanischen Regimes mit dem Möchtegern-Sultan vom Bosporus bringt Krieg und Vernichtung nach Artsakh und Armenien, eine Region, die mir sehr am Herzen liegt und unsere Außenpolitik? Die schweigt dazu.

Es erscheint mir als ob alle bösen Geister entfesselt sind, als ob die Dummheit, Ignoranz und Aggression sich nunmehr ungehemmt ausbreitet, alle schlechten Eigenschaften der Menschen zu Tage treten können. Schon immer waren in Seuchenzeiten entfesselte Scharlatane, Kriegslüsterne und, ja auch, Frauenfeinde unterwegs, griffen Verschwörungstheorien um sich und verloren die Menschen alle Hemmungen. Kultur ist anscheinend nur eine dünne Schicht und verdeckt nur schwerlich Wahn und Agressionen, Wissenschaftsleugnung und Zynismus - ich empfinde diese Zeit gerade als Zivilisationsbruch.

Wir alle vermissen den Kontakt mit Freunden und Gleichgesinnten und ich muss mitansehen, wie einige Freundinnen in Depression fallen. Aber ich denke es geht nicht anders. Wir müssen vorsichtig sein, Corona ist eine schlimme Krankheit und wenn wir sie in unserer Umgebung angeblich nicht wahrnehmen dann ist das doch nur ein Zeichen dafür wie gut wir (im Gegensatz zu anderen Ländern und Regionen) bisher durch die mißliche Pandemie gekommen sind.  Wir müssen die Krankheit verhindern und bekämpfen und dürfen sie nicht leugnen! Ich bitte Sie von Herzen, seien Sie vorsichtig und besonnen, passen Sie auf sich und auch auf die Menschen in ihrer Umgebung auf und bleiben Sie gesund!

nun aber zu Erfreulicherem!

Der Artikel über den Pottmützenworkshop in der Ostseezeitung hat große Wellen geschlagen, Ich erhielt viele viele Anfragen. Ob ich nicht eine Mütze verkaufen könne  - oder eine Mütze stricken - das waren die häufigsten Fragen.
Und diese habe ich verneint. Ich habe die Anleitung erstellt und der Heimatverband MV stellt sie zusammen mit mir kostenlos zur Verfügung, ich möchte ja nicht den Rest meines Lebens ununterbrochen Mützen stricken, dazu habe ich noch zu viel vor! Aber es macht mich auch ein wenig traurig. Immer wieder bekomme ich zu hören, daß man eben leider nicht selbst stricken könne - ein Argument, das ich so nicht stehen lassen möchte.

Stricken kann man lernen. Es gab mal Handarbeitsunterricht, es gibt Kurse in den Volkshochschulen etc., die Buchläden sind voll mit Anleitungsbüchern für Anfänger und Fortgeschrittene, im Internet findet man Tausende Tutorials und Anleitungsvideos -  also warum nicht sich hinsetzen und es versuchen? Neugierde ist eine gute Lehrerin! Und Selbstgestricktes ist allemal nachhaltiger als Zusammengekauftes! Warum sind so viele Menschen so zögerlich und nicht bereit, mal etwas auszuprobieren?
Ich wäre nicht so glücklich wie ich heute bin (trotz aktueller Eintrübungen), wenn ich nie etwas dazugelernt hätte, wenn ich nie neugierig gewesen wäre und mit Geduld geübt hätte.

Piecework Herbst 2020

Es gab aber auch wirklich wunderbare positive Rückmeldungen und Anrufe. Ich bin mit Spinnerinnen von der Insel Rügen ins Gespräch gekommen und Kontakte verfestigen sich. Und es gibt schon Anmeldungen für den nächsten Workshop in Rostock am 5. Dezember! Auf der Seite des Heimatverbandes MV gibt es dazu Informationen und ein Anmeldeformular. Wenn Sie sich dort anmelden, beantworten Sie bitte auch die Fragen. Der Workshop setzt einige Strickkenntnisse voraus!

So. Und eine kleine Neuigkeit noch: Aus Jux habe ich eine neue Domain eingerichtet: https://www.pottmuetze.de! Das ist aber zur Zeit noch nur eine Weiterleitung auf die Pottmützen-Seite hier bei der Wockensolle, vielleicht kann ich den Inhalt ja irgendwann weiter ausbauen.

Ich habe zu Anfangs schon geschrieben, daß der alljährliche Martinsmarkt in Tallinn dieses Jahr nur virtuell stattfinden konnte. Die Veranstalter haben eine Webseite gestaltet, auf der die Teilnehmer und Aussteller vorgestellt werden und auch Neuigkeiten veröffentlicht wurden. Diese Seite ist noch für einige Zeit online und wenn Sie sie in einem Browser öffnen, der Webseiten schnell und gut übersetzen kann (also z:B. Chrome), dann muss man auch kein Estnisch können um sich an dem interessanten Inhalt zu erfreuen.

In der  Übersicht und den Vorstellungen der Aussteller, in dem Abschnitt "kudumit - knitwear" trifft man auf Külli Jacobson aus Setomaa und auf Riina Tomberg, die Handarbeitsvereinigung aus Haapsalu mit einer wunderhübschen Kaidi-Kätlyn auf dem Foto  - ich kann sie nicht alle aufzählen!

Die unglaubliche Vielfalt des estnischen Kunsthandwerks diesmal also online - immerhin!

Haapsalu Handarbeitsorgansiation

Kaidi-Kätlyn mit einem Schal aus Haapsalu!

Und jetzt einige Mardilaat-Videos, die mir besonders gut gefallen!

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EIn Besuch in Riina Tombergs Geschäft im historischen Gewölbe des Hauses Pikk 22, dem Sitz der Estnischen Handarbeitsvereinigung!

Ich bin immer wieder bezaubert von ihren wunderschönen Kreationen!

Anu Randmaa aus Töstamaa stellt die estnische Stricktechnik "Roosimine" vor, eine Technik, bei der Faden der Kontrastfarbe nicht mitgestrickt wird sondern vor dem Strickstück quasi mitgewebt wird.
Ich hatte das Glück, beim Nordic Knitting Symposium 2018 einen Workshop mit Anu besuchen zu können und im letzten Sommer besuchte ich mit einer Gruppe des Craft Camps das Handarbeitszentrum in Töstamaa.
Dort sollten Sie unbedingt vorbeischauen wenn Sie in der Gegend sind!

Morgen binde ich noch weitere Videos ein, sie sind einfach zu interessant.

In jedem November, immer vor dem St. Martinstag, veranstaltet die estnische Handarbeitsvereinigung "Estonian Folk Art and Craft Union" den St. Martinsmarkt - eben den Mardilaat. Dieses Ereignis in der großen Eissporthalle ist aber nicht nur eine Verkaufsschau, es ist auch ein Forum für Künstler, Gruppen und Organisationen, Vielfältiges wird geboten.

Und ich bin dieses Jahr wieder hingefahren. Nicht nur aus Neugierde, ich hatte auch etwas abzuholen: Riina Tomberg's Atelier hat ein Kleid für mich geschneidert. Aber der Reihe nach.

Am Donnerstag war Eröffnung und zur Eröffnung werden immer von den Organisatorinnen Grußworte ausgesprochen,  Urkunden verteilt und besonders verdiente Mitglieder dieses estnischen Mikrokosmos geehrt. Eröffnet wurde die Veranstaltung auch mit einem Grußwort von Anu Raud, der großen alten Dame des estnischen Designs.

Alles Geschehen auf der Bühne wurde auf eine riesige Leinwand projiziert, was manchmal sehr bizzar wirkte.

Nach der Eröffnung und einem ersten Rundgang durch die noch nicht so sehr gefüllte Halle ging es dann zum nächsten Höhepunkt: der Präsentation neuer Handarbeitsbücher.

Und natürlich wurde die estnische Ausgabe des Buches "Handschuhe aus Lettland" angekündigt, Monta Grasmane, Ziediete, Santa und Linda Rubena vom Institut für Immaterielles Kulturerbe waren aus Riga angereist.

Anu Pink vom Verlag Saara Kirjastus präsentierte ein lang erwartetes Werk: die englische Ausgabe des 2. Bandes der Reihe "Eesti Silmuskudumine - Estonian Knitting": Socks and Stockings. Ich hatte mir gleich beim Erscheinen der estnischen Ausgabe dieses großartige Buch gekauft und auch schon etwas daraus gestrickt. Selbstverständlich trug ich die estnischen Wadenwärmer zu diesem Anlaß!

6 Exemplare der englischsprachigen Ausgabe habe ich besorgt, das waren 6 x 2.5kg zu tragen. Es lohnt sich!Anu Pink leitet den Verlag, unterrichtet und verkauft auch Wolle. Das "HEA" steht für Wolle, die für das traditionelle estnische, generell baltische Stricken gebraucht wird. Und alle Wolle wurde von den Buchautoren des Verlags ausgewählt. Beim Craft Camp der Estnischen Kulturakademie und auch beim Nordic Knitting Symposium  in diesem Sommer war Anu dabei. Ich kann ihr (und ihrer Wolle) nicht widerstehen.
Anu stellte auch noch den Lace-Calendar für das kommende Jahr vor und ein neues Büchlein, das es bisher nur auf estnisch gibt: Kome pitsilise kleidi - wie strickt man Spitzenkleider.

Schon am ersten Tag traf ich viele Freunde und Bekannte. Wo ich mich umschaute, vertraute Gesichter. Ich empfinde das als große Freude. Engagierte Menschen und wunderbare Produkte und Techniken!

Jeder Mardilaat hat einen thematischen Schwerpunkt, dieses Mal war es die Region Setomaa im Südosten Estlands; dort und im russischen Südwesten lebt das Volk der Setokesen, ein Volk mit eigener Sprache und eigenen Traditionen. Külli Jacobson ist eine rührige Vertreterin der Seto, sie ist Mathematiklehrerin und betreibt gleichzeitig das Unternehmen "Nordic Knitters"; über das sie Handschuhe aus ihrer Region vertreibt. Auf der Wockensolle hier ist sie keine Unbekannte, wir kennen uns von Workshops und Märkten und haben immer viel Freude miteinander. Ihre Fröhlichkeit ist immer ansteckend.

 

Alle Tage gab es immer wieder Vorführungen der Seto, Tänze, Chorauftritte. Und wenn getanzt wurde war jeder eingeladen.

Sogar eine PunkBand war angereist, aber die habe ich nicht mitbekommen.

Immer wieder beeindruckend ist das Angebot auf diesem Markt. Keramik, Glas, Lederarbeiten, Kleidung, Wolle, Holzarbeiten, Lebensmittel - alle Sinne werden bedient.

Ein überbordendes Angebot an Kleidern, von tradionellen Modellen über klassisch-modernes Design bis zu verrüschten Exemplaren... jeder findet das Passende und ich liebe die wunderschönen Kreationen von Riina Tomberg und Etnowerk!

Riina's Kreationen bestechen durch eine ausgewogene Mischung aus Farben und Details, seien es die schönen Stickereien oder die Kombination verschiedener Muster bei den Saumblenden, und immer ist das Grundmaterial ein feiner Wollfilz. Das rote Kleid tanzt da etwas aus der Reihe: eine Anfertigung für mich, anprobiert in der Proovi Kabin ...

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Etnowerk is an Estonian brand of handcrafted cardigans full of emotion, bold beauty and ethnographic motifs. Two vivid designers, Liina and Annika, bring warmth to their clients' hearts and enlighten their days.

So steht es auf der Webseite von Annika und Liina und es stimmt.

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Immer mehr estnische Wolle wird angeboten, so von Kihnu-Schafen oder anderen "rare breed"-Arten. Die Wolle kommt aus der Wollmühle der Kulturuniversität Viljandi oder von HiuVill auf der Insel Hiumaa, und manchmal kann man die Wolle sogar dem Schaf, von der sie stammt, zuordnen - für mich ein Zeichen von großem Züchterstolz.

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Aber nicht nur die Aussteller und die Ensembles auf der Bühne tragen extravagante Kreationen, auch die Messebesucherinnen zeigen interessante Kleidung.

Mardilaat ist aber nicht nur Markt und Bühne, es gibt auch Workshop-Angebote und Präsentationen der verschiedenen Bildungsinstitute und Gilden  Estlands. Berufsschulen, Kulturakademie, Gilden aus verschiedenen Regionen stellten sich vor. Mir hat imponiert wie die Kinder bereits an Handarbeit herangeführt werden, Jungen und Mädchen an kleinen Webstühlen oder auch an Klöppelkissen oder Schnitzbänken.

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Zum Schluß noch ein Rundgang über den Markt mit den vielfältigen Angeboten, ich kann gar nicht alles zeigen was ich gesehen und bewundert habe.

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So, das war es erstmal. Ich habe viel gesehen, viele Freunde getroffen, und vom Besuch im Museum der Küstenbewohner in Vimssi berichte ich später, aber erst fahre ich morgen zu einer Tagung und dann nach RIga!

In den letzten Tagen war ich immer noch mit den Gedanken in Tallinn und genoß die Erinnerungen  an die vielen schönen Treffen dort.
Ich habe aber auch ein Versprechen eingelöst, das ich beim "Let's Knit Muhu"-Knitalong bei Ravelry gegeben hatte: nämlich die Preise für die Gewinnerinnen zusammenzustellen und zu versenden.

Ich hatte ja einige schöne Dinge zusammentragen können: allerdünnste Stricknadeln, Projektbeutel, Wörterbücher... ich denke die Gewinnerinnen werden sich freuen. Jetzt habe ich noch ein kleines Wollpaket zu versenden, aber das ist eine andere / nächste Geschichte,

In den letzten Wochen habe ich einige der Strickmuster, die wir beim "Let's Knit in Kurzeme"-Workshop lernen konnten, in Strickschriften umgesetzt, dazu habe ich ja das tolle Programm "Knitting Chart Editor". Das ist eine gute Übung für mich.

Aber ein Muster hat nicht nur mich verdutzt: Rucava Nested Brioche war eine der Aufgaben, aber so richtig verstanden hat es wohl niemand. Also habe ich mich etwas vertieft und es zusammen mit Lizzy als "Twocoloured Honeycomb-Brioche knitted in the round" / "rundgestricktes zweifarbiges Netzpatent"  identifiziert. Brioche ist ja das neue Patent... könnte ich in Abwandlung eines gern wiederholten Slogans sagen, und Patent und Halbpatent habe ich in der Schule gelernt, aber nicht dieses Netzpatent.

Langsam habe ich mich herangetastet an das Neuland, habe erstmal einfarbig flach, dann einfarbig in der Runde gestrickt und dann die ersten Versuche mit 2 Farben. Und da beginnt die Rätselei. Der erste Versuch, mit 2 Farben in der Runde zu stricken hat zwar funktioniert, es entsteht aber ein gestreiftes Strickstück und keines, bei dem auf einem dunklen Hintergrund eine hellere Vordergrundfarbe sitzt.

Nancy Marchant, die Queen of Brioche, hat auf ihrer Webseite ein flachgestricktes zweifarbiges Muster erklärt, nun werde ich dieses heute mal stricken und dann schauen wie ich es rundmache...

Rucava Honeycomb Brioche

Und als Einleitung ins Wochenende hier noch ein Schlußtänzchen nach überstandenem Mardilaat:

Annika und Liina von Etnowerk tanzen, das Video ist auf ihrer Facebook-Seite zu sehen. Ja, sie haben wirklich Energie und Freude!

Ausgefüllte Tage waren das, donnerstag nach Tallinn geflogen, am Freitag auf dem Mardilaat und im Rahva Raamat - Buchladen, am Samstag bei Karnaluks und wieder auf dem Mardilaat und am Sonntag gemächlich zurückgeflogen - aber müde macht es schon! Wir haben viele Freunde getroffen, und viel erlebt.

Das fing gleich mit einem Komplett-Stromausfall bei unserer Ankunft im Hotel an, mit einem Abendessen im Dunkeln, naja, es gab nur kalte Küche - Schinken-Käse- und Zimtschnecken... aber da Simone auch im Economy-Hotel abgestiegen war, ging uns der Gesprächsstoff und Spaß nicht aus. Am Morgen dann trafen wir Maja und ihren Mann beim Frühstück, und auf der Messe war es nur noch ein einziges Hallo! Aus Lettland, aus Litauen, aus der Schweiz, aus Estland, Teilnehmerinnen und Lehrerinnen der Knitting Camps in Lettland und dem Craft Camp...  diese Kunsthandwerksmesse ist schon etwas ganz Besonderes.

 

Ich habe mich schon vor der Reise auf den Seiten der estnischen Buchhandlungen umgeschaut und eine Bestellung bei Rahva Raamat aufgegeben, die Filiale dieser größten Buchhandelskette Estlands im EInkaufszentrum Rocca al Mare hatte dann auch alle meine bestellten Bücher für mich bereitgelegt. Ich will noch nicht zuviel verraten, aber ich hatte nicht nur für mich Bücher bestellt...

Ganz besonders ersehnt und erwartet und deshalb habe ich es auch für eine Freundin mitgebracht: die Neuauflage des Klassikers "Kihnu Roosi Kindakirjad. Mitten Patterns From Kihnu Island",  dieses Buch war ja nicht mehr zu bekommen.

Und noch ein tolles neues Buch: Das grosse Buch der estnischen Kopfbedeckungen,  "Suur Mütsiraamat. Eesti Kihelkondade Peakatted", Lustigerweise übersetzt der Google-Translator diesen Titel mit "Großes Jagdbuch. Sitz der estnischen Pfarreien"

Ein gemeinsames Abendessen mit lieben Freunden ist inzwischen eine von mir gepflegte Tradition bei solchen Ereignissen und in Tallinn lade ich dann gerne in das Restaurant "F-Hoone" ein. So auch diesmal. Ein langer Tisch war nötig, und es wurde auf englisch, lettisch und estnisch parliert.

Eine ganz besondere Freude war, daß Kaidi-Kätlyn und Nele Laos dabei waren, Nele, die die ersten Craft Camps der Cultural Academy organisiert hatte und Kaidi-Kätlyn, die beim Kurzeme-Knitting-Camp dabei war und mich immer wieder mit Geschenken überrascht. Lieben Dank, Kaidi!

Am Samstagmorgen stand der Besuch bei Karnaluks, dem riesigen Kurzwarenmagazin, auf dem Programm und ich war baff. Ein Reisebus stand vor dem Haus und geschätzte hundert Finninnen standen Schlange an der Kasse! Wieder einmal die Bestätigung, daß schon allein dieses Geschäft eine Reise nach Tallinn lohnt. Aber ich habe mich diesmal zurückgehalten, kein Kaufrausch, nur ein paar Stricknadeln..

Zum Schluß dieses Beitrags noch einige Bilder, mehr von meiner Reise in den nächsten Beiträgen!

Und morgen geht es zum Mardilaat-Markt nach Tallinn! Zum ersten Mal sogar mit einem Direktflug von Berlin, es wird also immer bequemer..

Wir reisen zwar nur für kurze 3 Tage, aber davon verbringen wir 2 Tage auf der Messe, dann hole ich vorbestellte Bücher im Buchladen von RahvaRaamat ab, schaue vielleicht wieder bei Karnaluks vorbei und am Freitagabend  gibt es ein großes Treffen im Restaurant F-Hoone, mit Strickerinnen aus Estland, Lettland, der Schweiz... und ein wenig Arbeit wird es neben dem großen Vergnügen auch, denn ich werde einige Vorbesprechungen führen für ein großes Projekt im nächsten April.. aber davon verrate ich jetzt noch nichts.

Ich wollte noch ein paar Handschuhe vor der Reise fertigstricken, das habe ich aber nicht ganz geschafft, ich habe zu kleine Nadeln genommen und die Handschuhe wurden zu eng (so geschieht es halt mal, wenn man partout eine Anleitung in Größe "S" für Hände in Größe "M" strickt), Aber das macht nichts, so habe ich nocheinmal über die Farben nachgedacht und statt "Rot auf Weiß"  wird es jetzt "Purpur auf Weiß", purpur ist sowieso im Moment meine Lieblingsfarbe.

Also fahre ich nicht mit den neuen Handschuhen nach Tallinn, aber ich nehme auf jeden Fall meine Muhu-Mütze mit und vielleicht spaziere ich damit auch in den Muhu-Brotladen im Markt am Baltischen Bahnhof...

Vorfreude!

Diesmal sind wir nicht mit dem Flieger nach Tallinn gereist, es gibt bequemere und preiswertere Möglichkeiten dorthin zu gelangen und auch etwas vom Land zu sehen... wir nahmen den Bus, und das hat viele Vorteile: Die Abreise erfolgt vom Busbahnhof in Riga zentrumsnah, man muss sich nicht durch diese lästigen SIcherheitskontrollen quälen und hat auch keine Probleme mit dem Gepäck, sieben € kostet ein Ticket im Vorverkauf und sitzt bequem, kann sich einen Kaffee oder Tee nehmen und vor Allem: man sieht die Landschaft, die Wegweiser zum Münchhausen-Museum oder nach Limbaži (irgendwann komme ich da auch mal hin!) und nach knapp vier Stunden waren wir auch schon in Tallinn angekommen.
Das erste Highlight in Tallinn war natürlich der Besuch der St. Martins-Messe / Mardilaat, der alljährlichen großen Kunsthandwerks-Messe. Letztes Jahr hatten Heinz und ich diese Messe schon besucht, aber damals kannte ich noch nicht soviele Stricker / Designer oder Unternehmen, dieses Mal hatten wir schon im Vorfeld Verabredungen getroffen, nachmittags um 16:00 in der vorderen Reihe an der Stirnseite, und diesen Termin auch bei ravelry verkündet.

Mardilaat in der Suur-Saku-Halle in Tallinn

Nun habe ich ja schon viel hier auf der Wockensolle über diese Messe geschrieben, auch gleich während der Reise, deshalb möchte ich jetzt im Rückblick die Freunde und Bekannte vorstellen, die ich treffen konnte. Und damit ich auch mal aufs Bild komme, darf ich Bilder meiner Freundin LizzyMaille veröffentlichen, mit der ich ja bei der Übersetzung des Handschuhbuches zusammengearbeitet habe und mit der ich ja schon öfter im Baltikum unterwegs war.

Unser Treffpunkt war gut gewählt, denn so hatten wir zum Einen die immer-fröhliche Külli Jacobson mit ihrem Stand der Nordic Knitters im Blick und konnten auch so manche Vorbeigehende in ihren schönen Trachten bewundern oder Freunde erspähen.

Kuelli Jacobson / Nordic Knitters

Kuelli Jacobson / Nordic Knitters

Eine grosse Freude war es, Pat Pachuta zu treffen, die mit ihrem Mann Peter extra zum Mardilaat aus den USA angereist kam. Ich hatte sie beim Knitting Camp in Strazde im letzten April kennengelernt und wir haben uns sehr angefreundet. Sie hat mit ihrem Mann Peter, einem Biologen, ein Jahr in Tartu gelebt und hat die estnische Kultur mit Interesse studiert. Peter und Heinz vertieften sich in philosophische Gespräche während wir uns der Wolle hingaben.

Peter and Heinz, philosophers

Peter and Heinz, philosophers

Sonderheft MauciWir trafen die Ravelry-Freundinnen Cairbre und Kaisukas, ich kam ins Gespräch mit Inara Vizma, deren Geschäft Tīnes in der Richard-Wagner-Strasse in Riga eine wahre Fundgrube für Wolle und Wolliges ist und Dace Deksne, Chef-Redakteurin der lettischen Zeitschrift Praktiskie Rokdarbi, der Zeitschrift, deren Sonderheft "Handschuhe und Perlen" uns ja ganz besonders gefallen hat. 

Im Gespräch mit Dace Deknes

Im Gespräch mit Dace Deknes

Ich trage, auf dem Bild gut zu sehen, die wunderschönen Perlen-Pulswärmer, die LizzyMaille für mich gestrickt hat. Was ein wunderbares Geschenk!

Lizzys und meine Perlenpulswärmer

Lizzys und meine Perlenpulswärmer

Abendessen im F-Hoone-Restaurant, Tallinn

Abendessen im F-Hoone-Restaurant, Tallinn

Pat war zeitlich sehr eingespannt, ´viele Verabredungen mit lettischen Freunden, aber wir konnten noch einen wunderbaren Abend am Tag darauf im Restaurant F-Hoone in Tehliskivi verbringen, dann auch schon mit meinen Neffen Frederic und Aldewin, die aus Berlin angeflogen kamen und mit uns auf die Estland-Reise gingen.

So, und nun zum Abschluß eine Galerie mit Bildern der Messe, bis jetzt habe ich unsere Freunde vorgestellt, jetzt kommt die Messe selbst an die Reihe. Schön war es zu sehen wie auch die Besucher in wunderbare Handarbeiten gekleidet waren!

Copyright für diese Bilder: ©LizzyMaille, 2016

Mit meinem Lielvarde-GürtelIn Riga ein letzter Besuch bei Sena Klets, ich konnte meinen Lielvarde-Gürtel abholen!
Ich hatte ihn mir im August beim Jubiläumsbesuch bestellt, und nun war er im letzten Moment fertig geworden, es braucht ja für mich ein paar Zentimeter mehr... Also noch ein Photo in Positur, mit Gürtel und Buch!

Zum ersten Mal bin ich mit dem Bus nach Tallinn gefahren, sehr angenehme Fahrt, ruhig, keine Musikbeschallung, Sonnenschein und Schnee. Ganz nahe ging es vorbei an Limbazi,  wo die bunte Wolle herstammt!

In Tallinn dann ging alles seinen Gang: Lizzy traf ein, wir hatten einen schönen Abend zusammen und dann ab in die grosse Ausstellungshalle, Mardilaat wartet!

Und was war das wieder ein Erlebnis.

Wo zuerst schauen? Was betrachten? Es ist nicht nur eine Messe, es ist auch ein Treffen mit Freunden, Bekannten und Lehrerinnen, Freunde vom Knitting Camp, vom Craft Camp, aus Ravelry... Ich freue mich, wieiviele liebe und schöpferische Menschen ich hier treffen und sprechen konnte!

Aus Amerika war Pat angereist, wir waren zusammen beim Craft Camp, Linda Rubena aus Riga, Lizzy aus Hamburg, Cairbre aus Helsinki, Külli Jacobson aus Setomaa... und dann traf ich noch Nancy Bush und Nancy Marchand, Ave Matsin, Kristie Joeste, Riina Tomberg, Anu Pink - to name a few.

Das alles werde ich noch nach meiner Rückkehr ausführlich erzählen, jetzt nur noch der Hinweis, dass heute am Samstag bei Karnaluks Hochbetrieb war und ich habe einen grossen Vorrat dünne Stricknadeln erworben.... mit den eingetroffenen Neffen und den Freunden dann noch ein herzliches Abendessen im F-Hoone-Restaurant in Tehliskivi... es ist schön.

wie immer: für die Anzeige auf die Vorschaubilder klicken!