Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843
Strickender Schäfer auf drei Stelzen

Strickender Schäfer auf drei Stelzen
Edited by Mark Forrester [Public domain], via Wikimedia Commons

Nun bin ich auf die Suche gegangen und meine Vermutung stimmt: Dieser strickende Schäfer sitzt auf Stelzen, da er seine Herde im feuchten Marschland hütet. Ein Wikipedia-Artikel über den Stelzenlauf zeigt die praktische Nutzung der Stelzen und erklärt:

Bekannt für seine Stelzenläufer wurde das französische Département Landes, wo im 19. Jahrhundert die dort ansässigen Hirten in der Sumpflandschaft einmal zur Bewachung ihrer Schafe vor sich nähernden Wölfen und auch zur Überquerung von feuchten Gebieten angeschnallte Stelzen verwendeten. Eine dritte mitgeführte Stelze diente als Sitz zum Ausruhen.

Dieser Schäfter nutzt die dritte Stelze zum Sitzen und Stricken. Es scheinen also gerade keine Wölfe unterwegs gewesen zu sein.

P.S.: einer der wenigen Stricker, die mit 2 Nadeln stricken, also keine Socke, kein Schlauch, kein Ärmel...

Mein Großvater arbeitete als Drucker bei Brockhaus in Leipzig und hütete die Bücher, an denen er mitgearbeitet hatte, wie einen Schatz. Wenn ich zu Besuch war, durfte ich den Carl-Spitzweg-Band ganz vorsichtig anschauen. Wo das Buch heute ist? Vielleicht bei meinem Bruder im Bücherschrank vergraben, da muss ich mal nachfragen.Carl Spitzweg [Public domain], via Wikimedia Commons

Dieser Soldat auf der Stadtmauer, der nichts zu bewachen hat, weil kein Feind droht und der deshalb strickt, gefällt mir besonders gut. Zum Einen ist es typisches Biedermeier-Bild, harmlos, kauzig, verschmitzt. Zum anderen ist es ein Beweis, daß Stricken auch schon Männersache war.

Carl Spitzweg [Public domain], via Wikimedia Commons

Auch er strickt ein schlauchartiges Gebilde, anscheinend mit 4 Nadeln. Sehr gekonnt wirkt es aber nicht.