Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843
Am 30. und 31. Juli 2021 wurden  Feiertage zu Ehren der berühmten lettischen Strickerin Jette Užāne in Dzerbene in der Region Vidzeme begangen.
Jette Užāne, de von 1924 bis 2007 in der Nähe dieses kleinen Städtchen auf einem Bauernhof lebte, war stark behindert, hatte keine Ausbildung erfahren und füllte ihre kleine Welt mit einer geradezu magischen Begabung für das Stricken ganz spezieller Handschuhe, für Verwandte, Freunde, für den Lebensunterhalt.

Elīna Apsīte, die  einen großen Teil ihrer Jugend bei Jette verbrachte und heute ihr Erbe verwaltet, sorgt dafür, daß Jette nicht vergessen wird, Elina Apsite hat das Tagebuch Jettes veröffentlicht, plant nun ein Buch mit den Mustern und Geschichten der berühmten Handschuhe und hat die Feiertage zu Ehren Jette Užāne organisiert.

Jette Užāne
Elīna Apsīte

Elīna Apsīte bei der Eröffnungsansprache

Wir konnten wegen des Workshops in Dobele erst am zweiten Tag teilnehmen und haben so den Ausflug zu dem Hof, auf dem Jette lebte, versäumt.
Aber die Ausstellung im Volkshaus von Dzerben (Tautas Nams) mit Jettes Werken und den von ihr inspirierten Strickwerken anderer Strickerinnen konnten wir sehen, an 2 Workshops teilnehmen und einem Sonntagnachmittagskonzert lauschen,

Ein wunderschöner Sommertag in einer wunderschönen Umgebung mit einem interessanten Thema!

Und zu meiner Freude traf ich auch noch Freundinnen von mehreren Strickwochen und Veranstaltungen: Maija Biekerniece, Baiba Pilane, Viola Rusele...
EIne Gemeinschaft lebensfroher und aktiver Frauen!

Jette Užānes Ausstellung

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Fast alle der hier präsentierten Bilder zeigen Jette und ihre Strickarbeiten, nur die letzten drei Bilder zeigen Bilder, díe von verschiedenen Strickerinnen gearbeitet wurden. Davon kann ich hier nur eine kleine Auswahl zeigen, wer die "Strickwut" der Lettinnen kennt, weiß was ich meine ...

Immer wieder bezaubern die verschiedenen Muster, seien es Tiermotive (Katzen, Hunde, Pferde), Blumen oder auch die Serie mit "ihrem" Fenster im Wechsel der Jahreszeiten, Die Portraithandschuhe, z.B, der Mann mit Bart und Brille - das muss einem erstmal einfallen!

Workshops und Vergnügen

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In dieser schönen Umgebung fand die Veranstaltung statt. Auf der Eingangsempore des alten schönen Gutshauses spielten Musiker auf, das gelbe Zelt schützte vor möglichen Regenschauern und auf der Wiese luden Stühle und Bänke zum Verweilen ein.er wunderschöne Park, so harmonisch mit seinen Wassergräben, ist schon alleine einen Besuch wert!

 

Unter dem gelben Schirmdach saßen wir in der Runde, schwatzten, strickten oder bewunderten die herumgereichten Werke.
Dabei kam das Gespräch auch auf lettische gestrickte Kniestrümpfe und über die Art der Alsunga-Strickerinnen, die Waden-Abnahmen nicht immer mustergerecht zu gestalten, wurde dann auch mit viel Sachverstand gescherzt.
Kniestrumpf nach Art von Alsunga
Kniestrumpf nach Art von Alsunga
Und weil etlche Kniestrümpfe "vor Ort waren" bekamen wir dann auch noch eine kleine sehr spezielle Modenschau zu bestaunen!
Unter dem gelben Zeltdach, das wirklich alles gelb erscheinen ließ, ging es recht lebhaft zu. Solche Treffs mit Austausch, Freude und Begeisterung wünsche ich mir auch für zuhause, das kann doch  nicht nur eine lettische oder estnische Spezialität sein?

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Einige Informationen

Jette Užāne
Endlich wieder reisen - nach zwei Jahren daheim... ich war sehr gespannt und voller Erwartungen, als Claudia und ich am 27.7. in den Flieger nach Riga stiegen.
Und wie das in Lettland immer so ist, die Erwartungen werden immer noch um ein Vielfaches übertroffen!
Natürlich hatte ich Pläne. Ich wollte die Strick-Freundinnen wieder treffen, SENA KLETS besuchen, und die Wollfabrik in Pace bei Dundaga besichtigen oder endlich nach Alsunga fahren können, und was wurde daraus? Aus der Frage nach Möglichkeiten, geäußert mit einem UND, machten die Freunde ein UND und so begann nach dem ersten Tag im verregneten Riga ein wunderbare 2tägige Reise durch Kurzeme / Kurland,
Empty shops in rainy Riga
Ein erster Rundgang durch Rigas Altstadt am Dienstag zeigte, wie sehr die Wirtschaft von der Krise getroffen wurde, Viele der Geschäfte für Touristen in Rigas Alstadt sind geschlossen, die Geschäftsräume stehen zum Verkauf, sind leergeräumt, warten auf neue Mieter.
Der Pfannkuchen-Laden "Willems" hat dichtgemacht, XXL Pelmeni ebenfalls, und `Cafés ohne großen Bordstein vor der Tür sind ebenfalls geschlossen, denn Innengastronomie ist nur für Geimpfte oder Genesene erlaubt.
Regenschauer und geschloossene Geschäfte, das stimmt traurig
Zu unserem Glück aber besserte sich das Wetter und wir starteten am Mittwoch bei bestem Sonnenschein. Nach Alsunga und Dundaga, zusammen mit Maruta Grasmane und Ansis Grasmanis. Ein dichtes Programm hatten die Freunde für uns zusammengestellt und der erste Stopp wurde in dem wunderschönen Park des nicht so alten Schlosses Jaunmoku eingelegt. Ein wunderhübscher Park mit vielen liebevollen Details, Freiluft-Schach und Krocket, einem gedeckten Teetisch unter einer großen Linde, durftende Blumenbeete und eine von dem DIchter Imants Ziedonis gepflanzte Freiheitseiche...
Rosen imPark von Jaunmoku
Bei der Fahrt über Land geht mir in Lettland das Herz auf. Die sanften weiten Felder Kurlands, dunkle Wälder, abgeerntete Felder und Wiesen, viele viele Störche,,,
Sommer in Kurzeme
Und dann Alsunga, die Stadt der katholischen und farbenfrohen  Suiti  - endlich konnte ich diese Stadt besuchen! Ich habe schon Suiti-Strümpfe gestrickt, vieles in Filmen und auf Bildern gesehen, aber nun endlich war ich wirklich hier.
Nach einem Essen im  Spelmannskrog besichtigten wir den Ort, erwiesen der großen Brosche der Suiti unsere Referenz und besuchten zuerst die Werkstatt der Weberin Maretta. Das war ein Glückstreffer!
Sie webt wunderbare Stoffe, für die Röcke, die großen Woll-Umhänge, und sie hat einen ganzen Kofferstapel voller wundebarer Dinge: Bänder, Gürtel, Handschuhe, Mauci..
Die Brosche von Alsunga

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Ich konnte nicht widerstehen und leistete mir zwei Paar wunderhübsche Mauci, Pulswärmer, in den Farben der Suiiti, und später erst erfuhr ich, daß sie von Dace Nastevica, der Autorin des lettischen Buches über die Pulswärmer, gestrickt waren. Das macht sie noch wertvoller!

In der Burg von Alsunga

Tja, und dann ging es im Schloss von Alsunga weiter, wir hatten erfahren, daß es eine Vorstellung für eine Reisegruppe geben werde, der wir uns dann auch erfolgreich anschlossen. Zwei Frauen und zwei Männer in den schönen Trachten, sie sangen, spielten auf dem Dudelsack, gaben Scherzlieder zum Besten und eine der Damen tanzte dann mit Ansis eine Runde. Er meisterte diese Herausforderung mit Bravour!

Alles das werde ich  noch genauer beschreiben, dieser Beitrag kann nur einen kleinen Überblick geben,

Tagesziel war dann die Burg von Dundaga, einst Sitz der baltischen Adelsfamilie von der Osten-Sacken; heute sind in ihren Mauern die Ortsverwaltung, die Tourismus-Information, das Museum, Festräume und eine Herberge untergebracht. Und so kam es, daß Maruta und Ansis sich  das "Baron-Zimmer" teilten, während Claudia und ich uns im Apartment der Grünen Jungfrau (mit ihr nahm es ein schlimmes Ende!) gruselten.

Ein wunderbarer Morgen erwartete uns, herrlich frische Luft und der Blick in einen Park auf einen Teich, auf Blumenbeete und Spazierwege, Sonnenschein und Morgenfreude!
Nun waren wir auf die Wollfabrik "Paces Vilnafabrika", 5km von Dundaga entfernt, gespannt. Dort wird ja eine fabelhafte Wolle hergestellt, von der viele schwärmen, die ich aber noch nie in großer Vielfalt kennengelernt habe,

Ich wusste, daß die Wolle auf uralten Maschinen produziert wird, sie wird gewaschen und oft recht locker gesponnen und geradezu ein Markenzeichen sind die vielen Garne mit unendlich vielen Farbverläufen, die die lettischen Strickerinnen so lieben. Ich hatte mir fest vorgenommen, standhaft zu bleiben und nicht zuviel Garn zu kaufen und so kamen auch gerade mal 1200g auf die Waage.

Paces vilnasfabrika und Maruta

Maruta Grasmane vor der Wollfabrik

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Nach dem "Bad in der Wolle" bestaunten wir noch das steinerne Krokodil, ein Denkmal für den berühmtesten Sohn Dundagas, Crocodile Dundee, besichtigten das Museum, suchten eine Heilquelle auf, grüßten auf der Fahrt zurück Richtung Riga 4 Störche auf einem Hausdach, genossen leckeres Brot aus einem alten Suitii-Backofen und legten noch einen Zwischenstopp in Talsi, der Stadt auf den Hügeln, ein. Das dortige "Craft Center" hatte ich schon bei meiner ersten lettischen Strickreise besucht, es ist immer schön wiederzukommen,
Ja, und dann endete der Ausflug bei Kaffee und Kuchen in Marutas Haus am Meer, noch eine kurze Schnupperfahrt durch das Seebad Jurmala und wir waren wieder in Riga
Erschöpft von all den vielen Eindrücken, der Größherzigkeit und LIebenswürdigkeit, der Schönheit der Landschaft - und vor allem: dankbar!

PS

Im nächsten Beitrag berichte ich dann von dem Strumpfworkshop in Dobele / Zemgale, und dem Gedenktag für Jette Urzane in Dzerbene / Vidzeme...

Das Buch "South Kurzeme Knitted Jackets" gibt es jetzt auch im Klinta-Onlineshop!. Bestellt werden kann schon und versandt wird ab dem 8. März.

November 2020: Dieser Online-Shop ist leider geschlossen.

Ich brauche immer einige Tage um mich nach einer intensiven, erlebnisreichen Reise wieder zuhause einzufinden.
Jetzt bin ich ja schon 2 Tage wieder zuhause, aber in Gedanken noch beim großen Fest in Riga, dem 100jährigen Jubiläum Lettlands.

Und während ich einen ersten kurzen Bericht auf Ravelry schrieb, stürzte dort der Server ab. Auf der Wockensolle möchte ich noch ausführlich berichten, aber schon mal vorab, als Lebenszeichen, ein Foto von der Party bei Sena Klets, das es bis auf die Webseite Delfi.lv geschafft hat:

Cimdota Latvia! Tragen wir unsere Handschuhe zu Ehren Lettlands!

Wer ist hier alles zu sehen?

Maruta Grasmane, Bruno Grasmanis, Ansis Grasmanis und Monta Grasmane, Linda  und Elza Rubena, Nora Grasmane, ZIedite Muse, Carla und ihre Freundinnen Tia und Anneke aus den Niederlanden, der Fotograf,  Arta Ozola-Jaunarāja,Laila Udre und Akiko Mizoguchi! Lizzy war auch dabei aber nicht im Bild.

Niemals hätte ich gedacht, als ich im August 2014 bei SENA KLETS hereinstolperte, daß ich eines Tages an einem solch denkwürdigen Tag dabei sein könnte!

Fotos: F64/Kultūras ministrijas Latvijas simtgades birojs

Auf die nächsten 100 Jahre!

Nun ist es an der Zeit, die Berichte über meine Winterreise nach Lettland fertigzustellen, ich habe hier ja noch nicht über den Tag in Cesis, das dortige Weberzentrum und unser Treffen mit Jana von Klintawolle berichtet.

Heute, am 3. Januar des Jahres 2018, gestehe ich ein,  daß ich diesen Beitrag aus dem letzten Jahr noch schuldig geblieben bin.

Cesis gilt den Letten als eine der lettischsten Städte des Landes und es liegt in einer wunderschönen Landschaft der Region Vidzeme. Neben vielen historischen Sehenswürdigkeiten (Johanniskirche, Burg etc.) ist auch das kulturelle Angebot interessant.

Immer mehr kreative Menschen ziehen hierhin, denn im Gegensatz zum Überzentrum Riga ist das Leben hier noch einigermaßen preiswert, das Leben verläuft ruhiger, und es gibt wohl ausreichend Platz für Ateliers und andere Wirkungsräume.

90 Kilometer sind es von Riga bis Cesis und je weiter man vorankommt, desto harmonischer wird die Landschaft. Und wir hatten großes Glück: In Riga lag noch kein Schnee, nur ein wenig Puderzucker auf der großen Tanne, aber dann schneite es. Ich liebe Schnee!

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Linda Rubena hatte mir den Tipp gegeben, das Weberzentrum Vēverīšas aufzusuchen und Jana hatte gleich einen Besuchstermin für uns vereinbart.

In Riga hatten wir ja schon im Zentrum Ritums herrliche Webereien und Handarbeiten bewundert und ich freute mich daß ich nun noch weitere Arbeiten sehen durfte. Diese Zentren bewahren das immaterielle Kulturerbe des Landes und pflegen es, einige halten sich strikt an die überlieferten Muster und Farben, in andere Zentren werden die überkommenen Muster weiterentwickelt. Hier im Zentrum Vēverīšas hält man an der Tradition fest und verteidigt sie.

Die Leiterin des Zentrums, Dagnija Kupče, empfing uns und erzählte voller Stolz von den Aufgaben und Prinzipien des Zentrums. Dagnija Kupče ist eine renommierte Wissenschaftlerin und Spezialistin für historische Textilien. So hat sie zusammen mit Aija Jansone, der Leiterin der ethnographischen Abteilung des OpenAir Museums Riga und vielbekannte Autorin wunderbarer Bücher, das Buch "Piebalga ir, bija un būs: piebaldzēnu ģērbšanās kultūra 19. gadsimtā" herausgegeben. Auf Deutsch übersetzt: "Piebalga ist, war und wird bleiben: Die Kleiderkultur des 19. Jahrhunderts". Piebalga ist ein Ort nicht weit von Cesis.

Dagnija Kupče stellte uns die verschiedenen Tätigkeiten des Weber- und Handarbeitszentrums vor. Auch die mittelalterliche, blau-goldene Tracht, die auch von der lettischen Kultusministerin und von Maruta Grasmane getragen wird, wurde hier gewebt. Mich faszinierte daß die goldenen Ringe schon am Webstuhl eingearbeitet und nicht erst nachträglich aufgebracht werden.

Piebalga ir, bija un būs: piebaldzēnu ģērbšanās kultūra 19. gadsimtā,
Autoren: Aija Jansone, Dagnija Kupče
Veröffentlicht 2014, 182 Seiten, ISBN 9934140519, 9789934140518

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Aber nicht nur Gewebtes wird hier angefertigt, Kopfbedeckungen werden gestickt, Perlengürtel, Perlenstulpen, Webgürtel, bunte Strümpfe, Handschuhe, ein Bad in Farben!

Nach diesem eindrucksvollen Besuch frönten wir einer anderen lettischen traditionellen Kultur, der Konditorei-Kultur! Nun fand sich auch die Zeit, mit Jana Projekte zu planen und zu besprechen, die wir für 2018 avisiert haben. So werden wir im Laufe des Jahres einige KnitALongs im KlintaWolle-Ravelry-Forum durchführen, an der großen Handschuh-Aktion "Cimdota Latvija!" zum lettischen Jubiläum teilnehmen, Workshops stehen auf unserer Ideenliste... 

Das Jahr 2018 wird nicht langweilig werden.

Jana führte uns dann noch durch die Altstadt von Cesis, am Rosenplatz strahlte der Weihnachtsbaum, es fiel immer mehr Schnee und in der mittelalterlichen Burg mit dem städtischen Museum waren wir fast die einzigen Besucher.

Den Museumsbesuch jedoch habe ich mir für den nächsten Besuch im Sommer aufgespart, ich hatte inzwischen winterlich-kalte Füße und mochte nicht in ungeheizten Räumen herumstreunen.

Und zum Schluß noch ein, nein kein Uhren-Vergleich, sondern ein Handschuh-Vergleich!
Im Klintawolle-Forum bei Ravelry läuft ja ein Knitalong / KAL, bei dem Handschuhe nach den Anleitungen und Mustern von Janas Großmutter gestrickt werden.

Ich habe mir ein Paar weiß-violette Handschuhe gestrickt, auch wenn ich an dem KAL außer Konkurrenz mitlaufe, und bei dem dichten Schnee in Cesis konnte ich diese nun endlich auch mal richtig einweihen!
Bis jetzt war der 5. Dezember der einzige, richtige Wintertag in dieser Saison, und umso mehr freut es mich, daß ich an diesem Tag in Cesis sein konnte und soviele wunderbare Eindrücke gewinnen konnte.

Ganz in der Nähe von Sena Klets, nur wenige Schritte weiter, findet sich der Ausstellungssaal des Kulturellen Zentrums "RItums". Ritums (Rhythmus) ist eine Dachorganisation verschiedener Kulturvereine. Schon bei einem ersten Rundgang am Sonnabend sahen wir eine Adventsfeier in den festlichen Räumen, und vom 16.11. bis zum 10.12. lud die Vereinigung Draudzība (Freundschaft) in ihre Ausstellung. Schon bei einem Aufenthalt vor 2 Jahren hatte ich eine Ausstellung dieser Gruppe im Zentrum Ritums besucht und die wunderbaren Exponate bestaunt.

Aber vor dem Ausstellungsbesuch erst noch ein Spaziergang durch das etwas angeschneite Riga... viel blieb ja nicht liegen..

Bei jedem Besuch in „Sena Klets″, dem „Alten Speicher, schaue ich genauer hin, entdecke immer mehr Besonderheiten und erfreue mich immer wieder an den schönen Trachten, eine unendliche Fülle.

Das rechte Bild zeigt eine Brosche, ein Schmuckstück, das vom banalen Zweck, ein Tuch zusammenzuhalten, zu einem der wichtigsten Accessoires der lettischen (und auch der estnischen) Trachten wurde. Diese Broschen gibt es in allen Ausführungen, von einfach bis prachtvoll.

Aber jetzt zur Ausstellung im Ritums-Zentrum. Schon ein Blick durchs Fenster zeigt den Reichtum der Ausstellung.
Gewebte Tücher und dazu passende Handschuhe, Perlenarbeiten, Web-Gürtel, die ganze Bandbreite der traditionellen Textilien wird gezeigt.

Jede Arbeit ist mit einer Nummer versehen und aus ausliegenden Listen erfährt man die Namen der Künstlerinnen. Dabei habe ich allerdings eine Information übersehen: die wunderbaren Handschuhe mit 5 Farben in einer Reihe...

Beim Knitting Camp im Frühjahr bekamen wir während des Aufenthaltes in Rucava die Wolle und die Vorlage für diese Handschuhe, die uns aus zweierlei Gründen erstaunten: zum Einen die Dollarzeichen im Bündchen und dann Runden mit 5 Farben gleichzeitig!
Ich komme geradeso mit drei Fäden in einer Reihe zurecht, aber fünf? Das habe ich gar nicht erst probiert.

Inta Jansone aber hat sich daran gesetzt und dieses Paar gestrickt und nach Tallinn mitgenommen. Ich konnte die Handschuhe bei unserem Treffen am Mardilaat bewundern.
Deshalb schrieb ich ihr auch gleich, nachdem ich dieses hier im Ritums sah, daß sie ja jetzt eine museumswürdige Strickerin sei! Und hier zeigte sich, wozu Facebook gut ist: schnell kam die Korrektur, daß dieses Prachtpaar von Anda Mazvērsīte gearbeitet sei.

Anda war auch bei unserem Knitting Camp dabei und sie ist wirklich eine Meisterin!

Mit welcher Phantasie und Meisterschaft die Kunsthandwerkerinnen hier fähig sind, ist erstaunlich.

Immer wieder setzen sie neue Akzente, wie hier mit diesem Bündchen, das mit seinen bunten Tannennadel-Mustern dem schwarz-violetten Fingerhandschuh einen bunten Abschluß verleiht.

Vielleicht ein Einzelstück, ich habe diese Variation hier zum ersten Mal gesehen.

Nun aber zum Abschluß dieses Berichtes eine bunte Galerie. Handschuhe, Tücher, Perlen, und auch ungewohnte Variationen: statt mit einer Kontrastfarbe wurde bei manchen Arbeiten das Muster mit Perlen gearbeitet, sehr exquisit!

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Und noch ein paar Informationen für Riga-Reisende:

Kultūras un tautas mākslas centrs "Ritums"
Jauniela 29a, Rīga (Altstadt)
Telefon: 67105667
Webseite: https://www.ritums.lv/lv

50 m von Sena Klets entfernt, eine ideale Lage!

Als ich die Reise plante, den Flug und Hotel buchte, hatte ich gar kein festes Programm für diese Tage in Riga im Kopf. Nur eine Liste was ich tun möchte, sehen möchte, speisen möchte, lesen möchte... und wie immer: ein Tag fügt sich an den anderen und jeder Tag bringt interessante Begegnungen, intensive Gespräche und Erlebnisse.

Über die Anreise brauche ich nicht viel zu sagen, der kleine Leihwagen stand bereit und nach etlichem Rätseln und Blättern in der nur lettisch-sprachigen Betriebsanleitung des nagelneuen Klein-Japaners fand ich dann doch heraus, wie ein Automatik-Gefährt zu starten ist. Meine Lettisch-Kenntnisse sind limitiert, mehr passiv als aktiv, aber Bremze verstand ich und die entsprechenden Comic-Zeichnungen dazu auch.. Also ging es los.

Immer schon hatte ich vorgehabt, das Lettische Nationale Kunstmuseum zu besuchen, viel hatte ich gehört, wie schön es sei nach der grundlegenden Renovierung 2016, wie interessant die Ausstellungen dort, und an einem grauen Sonntagmorgen ist ja ein Museumsbesuch immer geraten..

wie immer: auf die Bilder klicken

Das Nationale Kunstmuseum in einem prachtvollen Bau zeigt Kunst vom 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts und spiegelt in seinen Sammlungen die lettische Geschichte, nicht nur die Kunstgeschichte: die baltisch-deutschen Maler, die Italiensehnsucht, die Maler der Petersburger Schule, der Akademismus, klassische Moderne, Russische Avantgarde, sozialistischer Realismus und Dissidenz ... das sind nur Stichworte, die respektable Sammlung mit rund 500 Werken ist eindrucksvoll und zeigt wie sehr Lettland sich immer im Strom der Zeit befand, wie europäisch geprägt der Lettische Kulturelle Kanon ist.

Das Museum ist auch virtuell erreichbar: das Google Cultural Institute präsentiert 360 Werke aus dem Bestand des Museums online und stellt sie damit der Welt zur Verfügung.

Die temporäre Ausstellung über Künstler-Schmuck, "Von Picasso bis Koons", wurde im Kuppelsaal auf originelle Weise präsentiert. Wertvollste Schmuckstücke, mit Packpapier und Gurtstraffern umgeben.

Meine Favoriten? Werke aus verschiedenen Epochen: von Janis Rozentāls, Miervaldis Polis und Janis Tidemans, die ich nachstehend hier einbinde.

Janis Rozentals: Ganu meitas dziesma | Lied der Schäferin, 1898
das einzige Gemälde im Museum, auf dem eine Strickerin zu sehen ist.

Janis Tidemanis: Meitene tautas tērpā | Mädchen in Tracht, 1930

Miervaldis Polis: Sapņojums | Tagtraum, 1982

Polis gilt als einer der wichtigen Vertreter des Photorealismus und hier hat er auf altmeisterliche Art ein Porträt gestaltet, welches auf verblüffende Weise der estnischen Textildesignerin Kristie Joeste ähnelt...

Die Berichte über den Ausflug an die Küste, den Besuch im Ritums-Zentrum und die Fahrt nach Cesis folgen in den nächsten Tagen!

Die wirklich letzte Reise dieses Jahr, wenn ich von dem geplanten Aufenthalt in Hamburg kurz vor Weihnachten absehe, geht noch einmal nach Riga.

Ich habe dies als Ferienreise geplant, also Museen besuchen, herumstromern, im Café sitzen, Treffen mit Freunden, auch ein Gang über den Weihnachtsmarkt... und dann konkretisiert sich auf einmal das Programm.

Endlich das Nationale Kunstmuseum besuchen, im Zentrum Ritums die aktuelle Ausstellung "Svetki"  bewundern (gerade mal 10 Schritte von Sena Klets entfernt, an der nächsten Ecke), nach Büchern stöbern, und an einem Tag fahren wir auch nach VIdzeme, nach Cesis, und treffen dort Jana, die gute Seele von Klintawolle.

Das alles dient der Freude und der Vorbereitung einer Veranstaltungsreihe, über die ich noch nichts verlauten lasse.

 

Und noch was:

Die Anmeldung zum Craft Camp 2018 in Olustvere  / Estland ist nun möglich (und empfehlenswert, denn Frühbucher können etwas sparen).

Die Anmeldung geht in 2 Schritten voran, die Links dazu sind etwas versteckt unten auf der "About"-Seite zu finden;

in Step 1 gibt man seine persönlichen Daten ein, mit Step 2 trifft man die Auswahl für Workshops und Ausflug,

Ende Juni starteten wir zu der großen Sommerreise in Riga. Wir - das waren meine Reisebegleiterinnen vom letzten Jahr, Ewa und Sue und Christiane, die neu dazukam.

Unsere Route sollte uns von Riga über Limbaži und Pärnu auf die Inseln Kihnu, Muhu und Saaremaa und dann über Haapsalu nach Tallinn führen. Ewa und Christiane reisen dann zurück nach Deutschland und Sue und ich nehmen am Craft Camp in Olustvere teil. Das war der Plan und so sind wir gereist.

Olustvere

Tallinn

Haapsalu

Mustjala

Oressaare auf Saaremaa

Muhu

Kihnu

Limbaži

Riga

Ich kam dieses Jahr zum dritten Mal nach Riga, fast fühle ich mich zuhause dort.

Bei recht schlechtem Wetter liefen wir durch die Stadt, verbrachten einen Morgen im Freilichtmuseum und fuhren auch einmal nach Jurmala, in den berühmten Badeort. Von Strandvergnügen konnte keine Rede sein, eher fühlte ich mich an den Herbst auf Norderney erinnert.

In Riga unterwegs

Man beachte den Aufkleber: Altona 93! 25 Jahre habe ich neben dem Fussballplatz dieses Vereins gewohnt, und nun fällt er mir hier ins Blickfeld ;=)

Ich hatte im Vorfeld der Reise schon einen Besuch bei Sena Klets vereinbart, denn meine Begleiterinnen kannten das Trachtenzentrum noch nicht. Maruta Grasmane spricht selten aber gerne Deutsch und so führte sie uns persönlich durch die Ausstellung, erzählte von den Anfängen des Zentrums und gab uns eine Einführung in die lettischen Volkstrachten.

Copyrght für diese Fotos: Sue Malvern 2017

Sue webt viel und weiß sehr viel über das Weben und so habe ich die wunderbaren Stoffe und Bänder mit ganz anderen Augen wahrgenommen.

Nach dem Besuch bei Sena Klets und den Ausflügen ins Freilichtmuseum und nach Jurmala war Limbaži unser nächstes Ziel.

Limbaži (L. in der Wikipedia) ist eine Hansestadt und Schwesterstadt der vorpommerschen Stadt Anklam, ganz bei mir in der Nähe. Leider ist diese Städtepartnerschaft ziemlich eingeschlafen... In Limbaži arbeitet die Wollspinnerei und Weberei SIA Limbaži Tine, ohne deren Wolle ich ja gar nicht mehr leben könnte ;=)

Limbaži
Die Wollspinnerei und Weberei SIA Limbaži TIne

Ein ausführlicher Bericht über den Besuch in der Wollfabrik folgt im nächsten Beitrag.

Und obwohl Betriebsferien waren und ein Sonntag noch dazu, konnten wir die Fabrik besichtigen, denn Jana aus Cēsis exportiert diese Wolle unter dem Label "Klinta Wolle" nach Deutschland und sie ermöglichte uns den Besuch.