Der schwierigste Part meiner Reisen sind immer die 4km von Gribow zum Bahnhof in Züssow. Keine öffentlichen Verkehrsmittel, nüscht. Also bringt mich mein Mann zum Bahnhof und weil er schon am Mittwoch nach Hamburg musste, musste / konnte ich meine Reise halt einen Tag früher antreten. Das war aber richtig gut, denn meine Strickfreundin Regina, mit der ich ja immer recht erfolglos ein Eiscafé in Berin gesucht hatte, hatte eine Eingebung, Ich also in Eberswalde aus dem Zug und wir haben dann einen Ausflug zum Schiffshebewerk Niederfinow unternommen und anschließend fielen wir in Oderberg in der Kaffeestube Oderberg ein,
Ich liebe Technik und dieses Schiffshebewerk, eine Lift-Schleuse, ist schon sehr beeindruckend.
Schiffshebewerrk Niederfinow
Die beeindruckenden Eisbecher habe ich dann nicht dokumentiert, aber ich weiss dass ich mir diese Gegend auf jeden Fall noch sehr genau anschauen. Ich fand es einfach nur schön! Danke Regina!
Abends dann mit den Neffen wunderbar lustig gespeist, das ist immer eine Freude mit ihnen, und dann bin ich heute nach Tallinn geflogen, Kommt mir sehr vertraut vor, genauso verregnet wie im letzten November...
Nun, am Flughafen habe ich endlich die muhu-bunten Stühle wahrgenommen, auf die mich Lizzy aufmerksam gemacht hat:
Muhu-bunte Stühle am Flughafen in Tallinn
Tja, und dann der Klopper: Irgendwann zwischen dem 1. und dem 2. Juni ist meine Hotelreservierung im Hotel Economy verschütt gegangen, Die Buchungen für Claudia und Sue sind in Ordnung, aber ich bin nicht eingebucht,,, ist mir so noch nie passiert. Man hat dann zwar ein anderes Hotel für mich gefunden, aber das ist echt ein wenig ätzend, kein Tisch im Zimer, das Notebook steht jetzt auf dem Stuhl... was solls, morgen wechsele ich ins Economy zurück, schaue auf den Mittelaltermarkt nach Külli und genieße die Café-Kultur, die letzten Tage waren anstrengend und ich will ich noch etwas ausruhen vor dem Craft Camp....
Ich habs ja mit Muhu, seit ich im letzten November dort war, und umsomehr freue ich mich auf Tage auf der Insel. Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Verve und Geschicklichkeit die Esten ihre Traditionen pflegen und weiterführen.
Ein Beispiel ist diese Muhu-Stickmuster-Torte . Ja, Stickmuster können durchaus Tortenmuster werden!
ein Beitrag zum Fotofestival der Webseite nami nami.ee
Ich halte dann mal auf der Reise Ausschau nach solch einem Superkuchen...
Und wer sehen möchte, was die Inseln Saaremaa und Muhu noch so alles bieten, hier ist ein Werbefilm der angenehmen Art:
Seit Donnerstag werden in Tallinn die Mittelalter-Tage gefeiert, eine der großen Sommer-Veranstaltungen hier. Ein großer mittelalterlicher Markt auf dem Marktplatz, ein Kinder-Bereich auf dem Niguliste-Hügel, wo die Lütten an Turnieren teilnehmen oder alte Handwerkstechniken lernen können. Eine Bühne auf dem Marktplatz, beflaggte Häuser - es ist viel los.
Ich unternahm an diesen Samstag einen erneuten Rundgang durch die Altstadt und war neugierig auf die Attraktionen. Bei dem Gewimmel auf dem Marktplatz schien es mir erst, als hätten sich die Händler, die immer hier handeln, nur in mittelalterliche Kleidung geworfen, aber nein. Es gab viel zu entdecken.
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Die bunte Wolle mit den langen Verläufen: Teksrena, Kauni - so kennen wir diese bei uns. Hier wurde sie in großen Knäueln feilgeboten.
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Ein herzliches Gespäch mit Külli Jacobson aus Männisalu in der Seto-Region am Stand der Nordic Knitters. In Olustvere hatte ich schon gehört, daß eine bekannte Strickerin aus dieser Region beim Markt dabei sein werde und nun habe ich sie getroffen und kennengelernt. Sie ist die "Meisterstrickerin" dieser Gruppe und propagiert die alten Handwerkstechniken wo immer sie kann. Auf der Webseite der Nordic Knitters kann man diese wunderbaren Handschuhe bestellen, aber nicht nur darum lohnt diese Seite, sie enthält auch viele Informationen über die Aktivitäten, Auszeichnungen, Links zu Presseberichten und etliches mehr.
"In Setomaa, at the Russian border in the south-east of Estonia, mittens and gloves are knitted under the inspiring leadership of Külli Jacobson. These mittens and gloves have to meet very strict quality requirements. Local knitters are provided with patterns and authentic yarns with which wonderful knitwear is created." The Knitter, UK, Märzausgabe 2013
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Külli Jacobson: Siberi Lilled
Külli Jacobson stellte mir auch ihre neueste Veröffentlichung vor:
Siberi Lilled - Sibirische Blumen
Und das ist wieder etwas für Strick-Ethnografen: die in diesem Büchlein vorgestellten Handschuhe sind nicht in Estland gefertigt, sondern in Sibirien. Es wäre interessant, die Weiterentwicklung der heimatlichen Muster zu studieren!
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten viele Familien aus der Setomaa-Region aus, und nicht nur nach Westen, wie oft angenommen wird. Tausende zogen nach Osten und siedelten sich in der Region des Jenissei-Flusses an, in dem Dörfchen Haida. Mehr Informationen über diese ethnische Gruppe in Sibirien finden sich auf der Seite www.folklore.ee
Heute leben dort nicht mehr viele Nachkommen dieser Auswanderer, denn die Landflucht nach dem Zerfall der Sowjet-Union hat auch hier die Jugend in die Städte getrieben. Aber das Museum der Seto-Kultur in Haida besteht noch immer, die heimatlichen Lieder werden noch gesungen und die Handarbeitstechniken hochgehalten.
In dem kleinen Büchlein zeigt Külli Jacobsen Handschuhe, gestrickt von Manni Ossapova. Geometrische Muster wechseln sich mit Blumenmustern ab.
von Manni Ossapova gestrickte Handschuhe
Wer sich für das Büchlein interessiert, kann es per eMail bestellen:
Ja, und dann kam ich bei Puupank vorbei, und dort gab es allerlei Holzwaren zu bestaunen. Jeder, der strickt oder näht, weiß wie teuer Knöpfe sein können und wie schwer es oft ist, schöne Knöpfe zu finden. Ich habe sie gefunden!
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Eine ganze Tüte habe ich mir geleistet und ich habe dann auch einen guten Preis bekommen. Wer sich für die Produkte dieser Firma aus Rapla interessiert, kann entweder einen der Läden aufsuchen oder auf der Webseite stöbern. Ich habe mir auf jeden Fall ausreichend Vorrat für etliche Strick-Projekte gesichert.
Das Herumlaufen ermüdet und im Meisterhof gibt es ein Café mit leckeren Schokolade-Spezialitäten.
Im Meister-Hof
Hier im Puu- ja Putukapood (Holz- und Filzwaren-Geschäft) werden auch die Produkte von Puupank angeboten und man in Ruhe stöbern. Aber noch ein anderes Geschäft lockte mich: Ulve käsitöö, Strickwaren von Ulve Kangro. Die Designerin verbindet alte und moderne Techniken und Muster und schafft so schöne Werke.
Meisterhof - In Ulve Kangros Geschäft
Wie immer reizen mich Socken und diese rot-weißen (2.te von links) finde ich sehr schön.
Ich habe zwar nicht am Workshop Ethnographisc crochet laces from Muhu, Setu and Hiiumaa in Olustvere teilgenommen, aber seit ich die Ausstellung über die Spitze aus Setomaa im Handarbeitszentrum gesehen habe, interessiert mich dieses Thema auch.
Also der letzte Einkauf auf dieser Reise: das Büchlein Farbige Seto-Spitze von Ulve Kangro, deren Webseite leider keine englischsprachigen Inhalte enthält. Aber man kann ja schauen!
20 Muster aus Privat- oder Museumssammlungen sind samt Charts enthalten.
Und was gabs sonst noch? Polka Dots!
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Diese lustigen Knubbel sind Seifenstücke in einer Filzumhüllung. Sie sollen angeblich nicht nur Spaß machen sondern auch viel Schaum produzieren... ich werde es ausprobieren.
Die Zeit fliegt so schnell und ich bin traurig, daß die Woche in Olustvere zu Ende geht und all die wunderbaren Leute sich wieder in alle Richtungen verstreuen.
Wieviel Kontakte kann ich halten? Wieviel Kontakte werden sich festigen?
Der Vorsatz ist da. Verabredungen getroffen, für das Nordic Knitting Symposium in Kiruna 2016 und das darauf folgende Craft Camp in Olustvere. Ich wünsche mir, daß das wahrwerden wird.
Aber erst einmal Koffer packen, letztes Frühstück und ein letzter Gang auf den inzwischen schon vertrauten Wegen.
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mein estonischer Schlüsselring
Nach dem Frühstück zeigte jeder der Teilnehmer seine während des Craft Camps erstellten Werke, na, nicht alle und nicht alles... Ich zeigte nur meinen in den estonischen Landesfarben geflochtenen Schlüsselring, denn ich kann mit vielen der anderen Meisterwerke nicht mithalten.
Und ich habe auch nicht in den Abendstunden weiter an den Projektarbeiten gestrickt, oft war ich zu müde oder ich habe meine Photos sortiert (welche Ausrede gilt?)
Selbst während der Präsentation wurde weitergestrickt, der Enthusiasmus wirkt ansteckend!
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Nalbinding, Knochenschnitzen, Sticken, Birkenrinde-Arbeiten, welch tolle Ergebnisse!
Wir bekamen zum Schluß Diplome überreicht und während der Abschiedsreden hatte nicht nur ich ein Tränchen in den Augen.
So schön war die Zeit gewesen, so nette und liebe Teilnehmer(innen), Referent(inn)en und Organisator(inn)en... ich war, muss ich eingestehen, noch nie in so einer prima Gruppe und das werde ich mitnehmen, sozusagen ein immaterielles Craft-Camp-Ergebnis!
Denise machte mir noch eine große Freude und zeigte mir die Jacke, die sie von Riina Tomberg gekauft hat. Diese Creationen sind einfach wunderschön. Und ich freue mich auf den Mantel, den ich mir bestellt habe!
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Ein letztes Mittagessen, eine letzte Busfahrt über Land, zurück nach Tallinn. Wieder freue ich mich an der wunderschönen Landschaft, ein großer Himmel und soviel Grün! Und ab und an ein Schild, das vor Elchen warnt, aber ich habe kein solches Riesen-Vieh die Straße kreuzen sehen.
Himmel über Estland
Nele, unsere Chef-Organisatorin, stieg in Rapla aus und der nächste Stopp war schon der Tallinner Flughafen. Auf einmal wurde die Gruppe ganz klein und die Stimmung doch gedrückt.
Am Hafen-Terminal dann Koffer-Schnappen, ins Taxi einsteigen und plötzlich bin ich wieder alleine. Im Hotel bekomme ich das gleiche Zimmer wie in den Tagen vor dem Craft Camp, als sei nichts gewesen?
Eine Menge ist gewesen und eine Menge bleibt: Erinnerungen, Kenntnisse, Projekte, Pläne!
Danke an Alle, die diese tolle Veranstaltung ermöglicht und/oder dabei mitgemacht haben!
Erfüllte Tage, und deshalb ist der Blog nicht á jour. Ich lann heute morgen, am Tag der Abreise von Olustvere, auch nur eine kurze Zusammenfassung geben, ausführlicher kann ich wohl heute abend in Tallinn im Hotel berichten.
Nun, am Mittwoch gab es wirklich volles Programm. Ich nahm am Workshop "Plaited Ribbons" teil und das war wirklich sehr lohnend, denn Bänder habe ich zuletzt vor vielen vielen Jahren geflochten.
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Der Craft Market nach den Workshops gab uns noch einmal Gelegenheit, Wollvorräte aufzufrischen, Bücher zu kaufen und die Referentinnen des Craft Camps boten ihre Erzeugnisse an. Alles sehr sehr verführerisch!Aber das war an diesem Tag noch nicht Alles. Shameless SelfPromotion stand auf dem Programm und viele von uns nutzten die Gelegenheit, ihre Arbeiten oder Interessen vorzustellen. Es ist schon beeindruckend, welche Talente unter uns weilten!
Martine führt eine Kette von Linda Mägi vor
Ich werde im ausführlichen Beitrag über diesen Tag auf die Vorstellungen zurückkommen, denn wie gerade geschrieben: Ich bin beeindruckt und wieder einmal hat sich bestätigt, daß es richtig war an diesem Seminar teilzunehmen.
Ja, zum Schluß wurde noch ein sehr fröhlicher Dokumentarfilm über eine Hochzeit auf der Insel Kihnu gezeigt und die ganz Unentwegten saßen dann noch länger zusammen, strickten und schnackten.
Der Donnerstag, der letzte Workshop. Und ein Highlight für mich: Blau-weiße Fingerhandschuhe von Saaremaa und Runö, gehalten von Rina Tomberg. Sehr ausgefeilte Arbeitsweisen wurden da vorgestellt und Braids, Travelling Stitches und Thread Transport waren die technischen Herausforderungen. Ich entschied mich für den Pulswärmer mit der besonderen Art des Fadenansetzens und kleinen Lace-Elementen.
Puslwärmer von der Insel Runo
Riina Tomberg leitete den Workshop sehr konzentriert und sehr oft herrschte die Silence of Concentration im Raum. Als ganz besonderes Highlight hörten wir dann während unserer Arbeit Musik von Arvo Pärt, dem großartigen estonischen Komponisten. Das war wirklich ein wunderschöner Unterricht.
Das letzte Abendmahl dieser ereignisreichen Woche fand im Herrenhaus statt.
Nach dem Dinner
Und nach dem Dinner gab es ein Konzert estonischer Musiker: traditioneller Dudelsack mit sehr eigenwilligem Drum Set und Jazz-Anklängen.
Estonische Dudelsackmusik
Beim Konzert blieb es aber nicht, denn der junge Mann hatte hervorragende Animateur-Qualitäten und brachte vielen von uns das Rund-Tanzen nach estnischem Rhythmus bei. Ein herrliches Durcheinander! Und wer immer noch nicht müde war, packte, zurück im Dormitorium, das Strickzeug aus und bei rotem oder weißem Wein wurde weiter erzählt, gestrickt, geschnattert.
I better take my notebook ;=)
Wie angekündigt, werde ich die einzelnen Workshops etc. noch genauer beschreiben. Aber heute ist ersteinmal Schluß-Präsentation und Kofferpacken angesagt, dann geht es zurück nachTallinn.
Am 3. Tag des Craft Camps wurden drei Ausflüge zur Wahl angeboten und ich hatte mich gegen die Fahrt nach Setumaa oder Pärnu entschieden, weil ich gerne Heimtali sehen wollte.
Heimtaliist eine kleine Gemeinde bei Viljandi mit einem klassizistischen Gutshaus, einer alten Mühle und einem alten Schulgebäude. Der Ort liegt idyllisch inmitten von Feldern und Wäldern. Und dieser schöne Flecken war das erste Ziel unseres Ausfluges.
Auf dem Lande in Estland
In dem alten Schulgebäude ist das von Anu Raud geführte Museum untergebracht. Es besitzt eine schöne Sammlung von Gegenständen des bäuerlichen Alltags und natürlich eine ausgezeichnete Textil-Kollektion, die von Anu Raud gesammelt und gepflegt wird. In einem Nebengebäude sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, zur Zeit eine Wanderausstellung über estnische Architektur.
Das Schulgebäude: bevor man eintritt, fällt der Zaun, der das Haus umgibt, ins Auge:
Zaum am Museum von Heimtali
Jede Stakette wird von einem Handschuhmuster geziert.
Zaun-Detail
Dies ist eine Arbeit von Schulkindern und zeigt die Vielfalt des pädagogischen Konzeptes von Anu Rau, die die Menschen auf die vielfältigste Weise mit den eigenen Traditionen bekannt macht.
Bestickte Decke
Wir bekamen wunderbare Exponate gezeigt und erklärt: Decken, Handschuhe, Bekleidung... So erfuhren wir von ihr zum Beispiel, daß die Decken auf Straßenmärkten oft als Unterlage für die angebotene Ware genutzt worden waren, beispielsweise für Autoersatzteile und wie sie dann im örtlichen Geschäft eine neue Decke zum Tausch kaufte, um das gute Stück zu retten.
Im Museum werden neben den alten Gegenständen auch die berühmten Strick-Tiere gezeigt, mit denen die großartige Lehrerin Kindern das Stricken nahebringt.
gestrickte Handpuppen, der Buntspecht hat es mir angetan.
die berühmten gestrickten Tiere
Auf dem Brett an der Wand stehen von Schülern gestrickte Tierchen zum Verkauf.
Nach der Führung durch das Museum wurden wir auf den Hof von Anu Raud eingeladen in ihr Studio.
Anu Rauds Hof
Das Anwesen liegt wunderbar in der Landschaft, mit schattigen Sitzplätzen, einem Blumen- und Gemüsegarten und es gibt auch eine Schafherde! Anu Raud zeigte uns dann ihre aktuellsten Arbeiten, wunderschöne Wandteppiche.
ein wunderschöner Wandteppich
In einer Nachlese meiner Reise, in einem späteren Beitrag, werde ich ausführlicher auf das eingehen, was ich bei diesem Besuch von Anu Raud gesehen und gelernt habe.
Viljandi ist ein wunderhübsches, kleines Landstädtchen mit einer Burgruine, einem alten Wasserturm, einem See, netten Cafés, und vor allem Handarbeitsgeschäften und mehreren Museen. Dafür blieb uns der Nachmittag Zeit.
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Im Museum gibt es eine kleine Sammlung von Textilien zu sehen und eine ganze Reihe Funde aus allen historischen Perioden, die mit lustigen Schaubildern erklärt wurden. Das Mittelalter-Bild zeigt so manche Strickerei:
Eine Szene im Museum
Das Zentrum für Handarbeiten führt es außer Wolle auch Gestricktes und Gewebtes und die dafür notwendigen "Werkzeuge" .
Viljandi Käsitöökoda
Im Handarbeitszentrum
Seit 2003 besteht das Museum für Außenseiter- und Naive Kunst. Paul Konda war ein Lehrer in Viljandi und Heimtali, der nach seiner Pensionierung zu malen begann. 26 Werke von ihm werden ausgestellt, und das berühmteste sind die Erdbeer-Esser.
Die berühmten Erdbeer-Esser von Paul Kondas
Was es mit diesem Gemälde (und dem starren Blick der Gruppe) auf sich hat, werde ich auch in einem späteren Beitrag ausführlicher berichten können. Jetzt wartet das Frühstück und anschließend der Workshop Plaited Ribbons.
Heute abend nach dem schönen Ausflug bin ich wirklich müde und lege mich gleich ins Bett. Morgen früh vor dem nächsten Workshop (Bänder-Flechten) schreibe ich dann den Bericht über den heutigen Tag.
Das Programm heute war: Ein Besuch im Museum von Heimtali und bei Anu Raud, der Strick-Designerin und Lehrerin, und ein Aufenthalt im kleinen Landstädtchen Viljandi.
Und so wie der Hund des (mit dem Denkmal vor dem Rathaus von Viljandi geehrten) Bürgermeisters August Maramaa (1881 - 1941) wartet, daß es endlich zum Spaziergang geht, so warte ich auf den Upload des Photos und danach mach ich Schluß für heute.
Viljandi: Bürgermeister August Maramaa und sein Hund
Das Thema des heutigen Workshops ist Nalbinding, auf deutsch Nadelbinden, eine über die ganze Welt verbreitete archaische Technik. Beim Nadelbinden wird ein recht steifes, nur längselastisches Gewebe erzeugt, das auch nicht wieder aufgeribbelt werden kann.
Ich hatte von dieser Technik bisher nur gehört und von einer Freundin hatte ich dazu ein Buch geschenkt bekommen: Nadelbinden - Was ist denn das?: Geschichte und Technik einer fast vergessenen Handarbeit Mit einem kleinen Vorwissen kam ich also zu diesem Workshop. Und dieses Wissen konnte ich in theoretischer Hinsicht vergrößern, in praktischer Hinsicht bin ich gescheitert.
Beim Nadelbinden wird ein Faden mit einer Nadel verschlungen. Dazu nimmt man ungefähr 1 oder 1,5 m Garn vom Knäuel (Experten können auch wirklich längere Stücke nehmen) und verschlingt ihn. Die Nadeln, die wir geliehen bekamen oder auch kaufen konnten, waren aus Knochen.
Nalbinding-Werkzeug: Knochen-Nadel
Wir arbeiteten mit hellem, dicken Garn von der Farm von Anu Raud, der bekannten Textil-Künstlerin, zu der mein morgiger Ausflug gehen wird.
Nalbinding-Workshop: Unser Arbeitstisch
Ich muß gestehen, ich war nicht erfolgreich. Ich kann mich mit dieser Technik nicht anfreunden. Es ist mühsam zu arbeiten und das fertige Stück ist recht unelastisch und kann nur von wirklichen Künstlerinnen ansehnlich gefertigt werden. Meine Werkstücke waren in keiner Weise ansehnlich:
Mein Arbeitsergebnis: kümmerlich
und während andere Teilnehmerinnen schon mehrere Runden für eine Mütze geschafft hatten, krebste ich immer noch an einer ersten Reihe herum. Ganz gleich wie gut die einzelnen Schlingen im Unterrichtsmaterial dargestellt waren, ich habs nicht wirklich kapiert.
Schema: Growing Loops
Neugierig war ich auf diese Technik gewesen und diese Neugier ist nun befriedigt. Damit bin ich zufrieden. Der Workshop-Tag war keinesfalls ein verlorener Tag. Wir Teilnehmerinnen haben von unseren beiden Referentinnen viel gelernt und viel Freude gehabt.
Die 2 Workshop-Leiterinnen Astri Kajus und Kristina Libe (im Vordergrund)
Beide Referentinnen gaben sich viel Mühe mit uns und sie hatten auch recht schöne Werkstücke zur Anschauung mitgebracht:
Nalbinding: ein Hut, der mit Perlen geschmückt ist
Nalbbinding: bestickte Pulswärmer
Zum Abschluß der Workshop-Stunden zeigte Kristina noch Bilder von der Arbeit der Cultural Academy: große Dekorationsstücke für das jährliche Festival von Viljandi, aus allerlei Materialien gefertigt. Und alle mit traditionellen Mustern und Techniken erstellt, gehäkelt, geklebt... beeindruckend.
Aus diesem Workshop habe ich einige Anregungen mitgenommen, die ich später hier im Blog noch auffassen werden. So kam die Rede auf einen deutschen Autoren, H. E. Kiewe, der in England in den 40er bis 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Wollgeschäft hatte und eine anscheinend recht abstruse (The) Sacred History of Knitting schrieb. Im englischen Blog The Knitting Curmudgeon fand ich dazu schon einmal Informationen, die allerhand ahnen lassen, denn die Autorin bezeichnet das Buch als nutsy nonsense ;=) Natürlich habe ich mir eine secondhand-Ausgabe dieser Geschichte des Strickens gleich bestellt und werde wohl später mit großem Vergnügen darauf zurückkommen.
Nach einem solchen Arbeitstag bin ich doch recht ausgelaugt, und so habe ich mir die Filme über die Insel Kihnu im Abendprogramm nicht mehr angeschaut. Stattdessen habe ich mir ein Netzkabel besorgt und mit den Berichten über das tolle Craft Camp begonnen.
Das Craft Camp dauert von Samstag abend, 4. Juli, bis zum Freitag, den 10. Juli. An vier Tagen nimmt man Workshops teil, die vorher ausgesucht werden konnten, am Dienstag gibt es einen Ausflug und am Freitag findet dann die Schlußveranstaltung statt. Ein volles Programm.
Ich habe mich für die Kurse "Muhu Pulswärmer", Nalbinding, "PlaitedRibbons" und "Saaremaa & Runö Blue-White Gloves" angemeldet.
Vor den Workshops aber erst einmal ein Spaziergang, eine Führung durch den Park, das Gutshaus und die vielen Nebengebäude des Gutshauses, das heute zur Kultur-Akademie gehört. Wunderschöne alte Bäume, interessante Bauten und alles wunderbar in Schuß.
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Kristi Jõeste: Ornamented Journey
Und dann ging es ans Lernen. Mein erster Kurs: "Muhu-Pulswärmer", gehalten von Kristi Jõeste. Das war gleich ein Glückstreffer.
Kristi ist eine sehr bekannte Strickerin, unterrichtet an der Kultur-Akademie, hat ein eigenes Design-Unternehmen und ist Autorin des wunderschönen Buches Ornamented Journey , das ich mir in Tallinn schon gekauft hatte.
Im Unterrichtsraum war schon für jede von uns ein Platz vorbereitet und die notwendigen Utensilien ausgebreitet:
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Wir Teilnehmerinnen hatten alle unterschiedliche Vorkenntnisse, von der Anfängerin bis zur absoluten Expertin (Nancy Bush!). Ich sortiere mich da irgendwo in der Mitte ein ...
Kristi gab eine Einführung in die Besonderheiten der Strickwaren von der Insel Muhu und stellte uns dann das Unterrichtsprojekt vor.
Kristi's EInführungsvortrag
Mit feinsten Nadeln (Stärke 1,5!) und 6 Farben sollten die Pulswärmer gestrickt werden und als Besonderheiten lehrte sie uns eine traditionelle Anschlagtechnik und dann enthielt das Muster auch noch etliche Reihen "braids", eine Technik der Fadenführung, die erhabene Reihen gestaltet und an der ich schon einige Male gescheitert bin. Wir bekamen auch einige Tricks gezeigt, die beim Stricken schon sehr nützlich sein können. Heute hatte ich also die Chance, diese Techniken in Ruhe unter Anleitung zu lernen. Die "wollige Umgebung" in unserem Schulungsraum unterstützte das nur zu sehr.
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Am Ende des Workshops hatte natürlich keine von uns einen der Pulswärmer fertiggestrickt. Dazu dauert das Stricken der Borten zu lange, weil es einfach ungewohnt ist, zwei Fäden vor der Nadel zu führen und zu verkreuzen.
Der Stoßseufzer nach dem Workshop: 6 Stunden Unterricht und gerade mal 1,5 cm fertig ;=(
Meisterwerk und Schülerarbeit
Viel und wenig
Beim Zusammenpacken unserer Knäuel und Strickwerke fragten wir uns natürlich gegenseitig nach dem nächsten Kurs. "I'll have nalbinding"- "Oh dear, does the doctor know?" war dann ein Joke.
Abendstimmung im Park von Olustvere
Aber das war noch nicht Alles an diesem ersten Tag. Nach dem Abendessen ging es noch in einen Hörsaal, zu Vorträgen und Vorstellungen: Organisatoren des Craft Camp, Mitarbeiter und Leiter der Culture Academy, Referenten und Absolventen.
Ich bin immer wieder begeistert von dem Können und der Kreativität, die ich hier erfahre.
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Ganz toll fand ich die Modenschau mit den Modellen von Riina Tomberg, (der Link führt zu Bildern ihrer Arbeiten), von der ich zwei wunderbare Bücher besitze und auf deren Workshop "Saaremaa & Runö Blue White Gloves" am Donnerstag ich schon sehr gespannt bin.
Und müde ist man nach solch einem langen intensiven Tag, das ist wohl selbstverständlich.