Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nach einem letzten (wirklich?)  Besuch bei Karnaluks in Tallinn (liegt ja auch an der Ausfallstraße...) ging es nach Haapsalu. Wir nahmen die Nebenstrecke, dann ich erinnerte mich an die landschaftlichen Schönheiten der Strecke, die vorbei an kleinen Dörfchen durch wunderbare Wälder geht... und an die Klosterruine von Padise, die auf jeden Fall einen Besuch lohnt.

Der Himmel über Estland

Der Himmel über Nordwest-Estland

Es ist einfach wunderbar, durch diese herrliche Landschaft unter diesem herrlichen Himmel zu fahren! Aber es gibt auch lohnende Stopps: Padise. Eine Klosterburg-Ruine und ein Gutshaus.

Ich war hier schon im letzten Herbst, bei grauem Regenwetter, kein Vergleich!

Die Klosterburg von Padiste

Die Klosterburg von Padiste

Eine Zisterzienserburg aus dem 13. Jahrhundert, ein klassizistisches Gutshaus, das heute als Hotel dient und sehr leckere Pfannkuchen auf der Karte hat.

Im Gutscafé von Padise

Im Gutscafé von Padise

Ja, aber die Hauptattraktion für uns Strickerinnen war das große Stallgebäude, in dem die Tourismusinformation und der örtliche Handarbeitsladen untergebracht sind.

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Kann man solch einen Laden ungekauft verlassen? Wir können das natürlich nicht, Ewa ersteht wunderbar schafig-duftende weiche Wolle für ein Babyjäckchen und Claudie greift bei einem Strang feiner naturfarbener Wolle für einen Schal zu (100g = 2€!)... ja, und langsam nähern wir uns Haapsalu, dem Ferienort an der Küste.

Wir haben eine große Ferienwohnung angemietet für unseren Aufenthalt, und verbringen den Rest des Tages wie Kurgäste: gemütlich Kaffeetrinken an der Promenade, im Einkaufszentrum die Lebensmittelabteilung durchstöbern (Kama!) wie auch den Buchladen, im Städtchen flanieren.. Ferien eben.

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Auf dem Programm für den nächsten Tag steht der Besuch im Museum, im Spitzenzentrum, beim Eisenbahnmuseum und am Abend dann ein gemütliches Abendessen mit unseren Bekannten aus Haapsalu, Anne und Lembi.

Nun begann also unsere Reise nach dem Craft Camp, auch wenn die Vierte im Bunde, Ewa, noch nicht dazugestoßen war.  Nach einem Gang durch die Altstadt fingen wir uns ein Taxi.

Die Tür von Karnaluks

Die Tür von Karnaluks

Und so etwas kann uns nur in Estland geschehen: Ich nenne die Straße, in der das Geschäft liegt, der Fahrer schaut sich die  einsteigenden Damen an und meint dann nur, Ah Karnaluks!

Ja, da wollten wir hin und die schlichte Eingangstür in der dritten Etage verrät noch nicht was sich alles Wundervolles hinter ihr verbirgt, die glücklichen Gesichter der Kundinnen, die den Laden verlassen, steigern aber unsere Erwartungshaltung.

Auch wenn wir wußten, daß wir am Montag noch einmal hier vorbeikämen, denn Ewa will das ja auch erleben, packte uns der Einkaufsrausch. Auf Reisen soll man immer alles gleich erledigen, wer weiß ob es zu einem nächsten Mal kommt.

Und so ließen wir uns treiben. Das Angebot erschlägt uns alle, und wir waren nicht die einzigen Teilnehmerinnen des Craft Camps, die ihren Aufenthalt in Tallinn mit einem Besuch hier abrundeten. Es ist einfach eine Pflichtadresse!

Im Wunderland Karnaluks

Im Wunderland Karnaluks

Soviele Stricknadeln, soviele Borten, soviel Wolle, soviel Perlen.... Nach dem Besuch hier mussten wir erst einmal Kaffee trinken und uns im Pub gegenüber (Vanna Villem - Alter Wilhelm) ausruhen. Während die anderen Damen aber noch den Abakhan-Stoffladen heimsuchten, der im gleichen Gebäude zu finden ist, hielt ich mich zurück und war mit meiner Beute zufrieden.

Noch eine Beute

Ein kleiner Teil unserer gemeinsamen Beute....

Am Abend dann trafen wir uns im Restaurant F-Hoone im Telliskivi-Bezirk, wo ich schon vor Wochen einen Tisch bestellt hatte, mit Ewa, nun war unsere Reisegruppe komplett.

Abends im  Restaurant F-Hoone, Telliskivi

Abends im Restaurant F-Hoone, Telliskivi

Bevor es nun ins Freilichtmuseum geht, ein paar Informationen.

Eine Karte mit den Läden

Adresse: K. A. Hermanni 1, 10121 Tallinn, Estland

Abakhan Fabrics kangakauplus

Adresse: Valge Maja, Tartu maantee 63, 10115 Tallinn, Estland
 

Tartu maantee 60, 10115 Tallinn, Estland

Tartu maantee 50, 10115 Tallinn, Estland

Karnaluks

Anschrift: K.A. Hermanni 1 Eingang C, 10121 Tallinn
Telefon +372 601 3373
Webseite http://www.kl24.ee
Öffnungszeiten Mo – Fr: 09:00 – 17:00 Sa: 09:00 – 15:00

Abakhan Stoffgeschäft
Adresse: Valge Maja, Tartu maantee 63, 10115 Tallinn, Estland
Telefon:+372 637 6140
Webseite: www.abakhan.ee/
Wool and Woolen
Ein Wollgeschäft, ganz in der Nähe, das zwar Midara-Garn aus Litauen und AadeLong aus Estland führt, aber auch recht viel konventionelle Wolle
Adresse: Tartu mnt.60 D, Tallinn
Telefon: +372 6000191
Webseite: http://www.woolandwoollen.eu/
Kangadzungel
noch ein Stoffgeschäft in der Nähe, für die Stoff-Süchtigen!
Telefon: +372 621 7878
Addresse: 33a Street 11415 Tallinn, Estonia
Webseite: kangadzungel.ee

Am nächsten Tag ging es dann ins Estnische Freilichtmuseum, Eesti Vabaõhumuuseum, nicht weit vom Stadtzentrum in einem Wald nahe am Meer gelegen. Dazu ist nicht viel zu sagen, es ist spannend, weitläufig, interessant.

In einigen der Häuser sind Handarbeiten zu sehen, weniger als ich mir vorgestellt hatte, aber die Damen waren alle sehr freundlich und aufgeschlossen.

Ich unterhielt mich eine Weile mit der netten Dame im Kolonialwarenladen und wir verabredeten uns für den St. Martins Markt im November, denn dort wird sie auch ihre Stickereien vorstellen.

Und hier ein paar Eindrücke aus dem Museum, durch Klick auf das Photo wird es größer angezeigt...

Ich habe die Tage in Olustvere ja schon in dem Beitrag "Was für eine herrliche Zeit" zusammengefasst, aber nun noch etwas ausführlicher, das bin ich der Nachwelt schuldig ;=)

Was stand auf dem Programm? Die Präsentation der Teilnehmerarbeiten, die Diplom-Vergabe, ein Abschied, der feste Wille wiederzukommen, ein letztes Mittagessen und die Fahrt nach Tallinn. Einige von uns verabschiedeten sich am Flughafen, und weg waren sie, andere hatten noch das Wochenende in Tallinn vor sich...

Präsentation der Workshop-Arbeiten

Die Präsentation der Workshop-Arbeiten

Ave Matsin überreicht die Teilnahme-Diplome

Ave Matsin überreicht die Teilnahme-Diplome

Nele Laos verabschiedet sich von uns als Organisatorin

Nele Laos verabschiedet sich von uns als Organisatorin des Craft Camps

Wir erhielten alle ein Diplom und dann gab es noch Abschiedsworte. Angharad Thomas bedankte sich im Namen der Teilnehmer bei den Organisatoren und Nele hatte noch eine Information für uns: Sie wird das nächste Craft Camp nicht mehr organisieren, denn sie wechselt nach Tallinn auf die Universität. Es geht aber auf jeden Fall weiter... und wir kommen (fast) alle wieder! Danke, Nele!

Ausstellung im "Eesti Käsitöö" in Pikk 22 in Tallinn

Ausstellung im "Eesti Käsitöö" in Pikk 22 in Tallinn

Für uns begann ja nach dem Craft Camp das After Camp.. zwei Tage in Tallinn und dann die Reise über Land. Aber erstmal ein intensiver Spaziergang durch Tallinn, mit geschärftem Blick auf die ausgestellten Arbeiten. Im ESTONIAN HANDICRAFT HOUSE in der Rahvakunstigalerii  inspiziierten wir die Exponate ganz genau und entdeckten manches vertraute Detail:

hier die dreieckige Kante, die wir bei Riina Tomberg lernten...

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und hier die Stickerei im Mulgi-Stil ... eine Anregung für mich

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Der Tag klang aus im russischen Restaurant Troika am Rathausplatz, wo wir mit Genuß aßen und tranken und mit mehr oder weniger Spaß den "original-russischen" Darbietungen beiwohnten.

Troika Restaurant

Troika Restaurant

 

An diesem Workshop habe ich schon letztes Jahr teilgenommen, weil aber Kristi Jõeste eine gute Lehrerin ist und ich beim Fertigstellen der Pulswärmer zuhause gemerkt hatte, daß mir doch weitere Übung gut täte, habe ich diesen Workshop noch einmal belegt.

Die Muhu-Pulswärmer

Die Muhu-Pulswärmer

Solche Muster wurden nicht nur gestrickt, es gibt auch gehäkelte Vorbilder, wie dieses Beispiel aus dem Eesti Rahva Muuseum zeigt. Ich kann mir leicht vorstellen, daß dieses gehäkelte Bündchen "unsere" Pulswärmer inspiriert hat.

kindapära, ERM HM E 618, Eesti Rahva Muuseum, http://muis.ee/en_GB/museaalview/1211447

kindapära, ERM HM E 618, Eesti Rahva Muuseum, http://muis.ee/en_GB/museaalview/1211447

Am Ende dieses Workshop-Tages hatte ich doch einiges geschafft, im Vergleich zu letztem Jahr sogar eine ganze Menge ;=)

Viel und wenig

Viel und wenig (auf den Nadeln mein letztjähriges Resultat...)

Nun, ich habe mir auch ein paar Freiheiten herausgenommen und den Anschlag zweifarbig gestrickt.

Estnischer zweifarbiger Anschlag

Estnischer zweifarbiger Anschlag

Ich denke, wenn ich dieses Paar fertiggestellt habe, kann ich das erste Paar vergessen... beiseite legen...

Bei jedem Craft Camp hat Kristi Jõeste diesen Workshop nun durchgeführt und am Ende der Veranstaltung stellte sie die Frage nach einem neuen Thema für das nächste Jahr. Da fällt mir auf jeden Fall was ein, ich denke da an Roositud oder eine solche Mütze, wie ich sie auf der Insel Saaremaa gesehen habe:

Mützen aus Saaremaa

Mützen aus Saaremaa

Nicht nur die Strickereien sind farbenfroh in Olustvere, auch die Sport-Trikots leuchten in der Sonne.

Sportfarben

Sportfarben

Der Abend klang mit einem gemeinsamen Abendessen im Gutshaus und einem Konzert samt Reigentanz aus.

AbendkonzertReigentanz

Auf diesen Tag habe ich mich ganz besonders gefreut, denn Riina Tomberg ist eine wunderbare Lehrerin.  Die Techniken, die bei Pullovern und Jacken aus Saaremaa und Rüno angewandt werden, sind das Thema dieses Workshops und das ist ganz besonders spannend, denn wie kann man an einem einzigen Workshop-Tag diese Techniken vermitteln, daß sie auch nachgearbeitet werden können?

Riina Tomberg kann das. Sie erarbeitete die Vorlage für einen Pulswärmer, der diese Techniken integriert. Aber bevor der Workshop begann, hatte sie noch eine Überraschung für mich. Ich hatte mir ja im Winter eine rote Jacke bei ihr bestellt und mir gewünscht, daß diese auch ein wenig mit Stickerei verziert wird. Und da wir planten, kurz nach meinem Geburtstag einen Tag auf der Insel Saarema mit Riina zu verbringen, wollte ich diese Jacke dort in Empfang nehmen. Aber wie dann eine Anprobe durchführen, ohne daß ich die Jacke vorher sehe? Riina hatte eine Idee und so probierte ich die Jacke mit verbundenen Augen an. Ich hörte zwar, wie schön die Jacke sei, aber niemand verriet mir etwas über das Aussehen. So blieb mir die Überraschung erhalten und die Vorfreude...

Nun, nach einer Einführung in die Besonderheiten der Pullover und Jacken von der größten Insel Estlands (Saaremaa) und der kleinsten (Runö) ging es an die Praxis. Was enthält dieses Anleitung alles an Besonderheiten und Schmackazien!

Das ist das Original

Das ist das Original

Die dreieckige Kante, die längs gestrickt wird und nach der die Strickrichtung gewechselt wird, die besonders komplexen Flechtborten, linke Reihen, welche plastische Borten bilden, die zweifarbige Zopfborte ... das ist gar nicht so leicht.

Und wieder einmal zeigt sich, daß manche Arbeiten schwer erklärbar sind, hat man aber das Prinzip verstanden, geht es leicht von der Hand (oder den Nadeln).

Das wird ein sehr warmer Pulswärmer für den Winter!

Die zweifarbige Zopfborte ist gar nicht so einfach. Die Maschen liegen vor dem Strickstück, und das Ganze geht mit einer Hilfsmasche vonstatten, wie gesagt, schwer zu erklären. Und viel zu üben...

zweifarbige Zopfborte

zweifarbige Zopfborte

Aber ich denke, ich habe das schon ganz gut hinbekommen.

Vorbild und Übungsstück

Vorbild und Übungsstück

Der unsaubere Übergang am Rundenanfang wird beim Vernähen der Fäden noch bereinigt.

Ja, Riina Tomberg ist eine großartige Lehrerin, die uns mit pädagogischem Geschick, großem Können und Charisma viel vermittelt hat.

Konzentration und Freude im Workshop

Konzentration und Freude im Workshop

Und zum Abschluß, wie sicherlich schon erwartet, noch ein Augenschmaus: Die Beispiel-Wristlets, die Riina mitgebracht hatte:

Ich habe ja schon kurz über den Ausflug in die Küstenstadt Pärnu berichtet, im Gegensatz zu den anderen Ausflügen ist dieser Ausflug eher ein Ruhetag. Eine nette Stadt mit einem Museum, einem großartigen Musikfestival und wohl auch sonst regem Kulturleben, grossen Einkaufszentren und einem gemütlichen Stadtzentrum.

Pärnu Einkaufszentrum

Pärnu Einkaufszentrum

Ich nutzte diesen Tag zum Stöbern und Kaffee-Trinken, Leute gucken und genießen. Und natürlich habe ich Wolle gekauft. Aber auch das habe ich schon geschrieben.  Teksrena, 100g für 2,00 €, so günstig ist das sonst nicht zu finden, Also wer nach Pärnu kommt: in der Rüütli-Strasse Nr. 27  in diesen Laden schauen!

In Pärnu: Rüütli-Straße mit Garnladen

In Pärnu: Rüütli-Straße mit Garnladen

Pärnu ist eine geruhsame Stadt und die Urlauber wirken alle recht entspannt.

Familienferien in Pärnu

Familienferien in Pärnu

Familienferien in Pärnu

Familienferien in Pärnu

Und jetzt noch ein wenig Wolle-Schauen, bevor es zurück nach Olustvere geht.

Liina Laaneoja und Annika Vaalma leiteten diesen Kurs, der sich mit einer Technik befaßte, die ich eigentlich nicht nutze, aber vielleicht ist es ja was für mich? Als Kind habe ich gestickt, das ist jedoch schon lange her und seitdem habe ich kein Stickgarn mehr in die Hand genommen. Ein ganzer Schrankkoffer voller gestickter Tischtücher, von Großmutter und Mutter, das deckt meinen Bedarf. Neugierde ist aber  bekanntlich eine positive, treibende Kraft und so habe ich  mich angemeldet.

Die überkommenen Stickereien aus der Region Mulgi, in Zentral-Estland,  stilisierte Pflanzen und Blumen, findet man auf Trachten und auf Vorhängen und Wandbehängen. Wir bekamen die Aufgabe, ein TicTacToe-Spiel zu gestalten, ein kleines Mühle-Spiel.

Das Stickgarn

Das Stickgarn

Schon das Aussuchen und Zusammenstellen der Farben machte Freude und das Arbeiten mit der Wolle und dem Filz gefiel mir. Langsam wuchs auch die Idee, wie ich die 5 Plättchen für jede Spielpartei gestalten könne.

Das Spielbrett

Das Spielbrett

Nachdem die Feldlinien gezogen waren, ging es an das Gestalten der Spielmarken und ich entschied mich für Kreise und Vierecke als Unterscheidungsmerkmal der zwei Partien, die Farben wollte ich durchgängig nutzen.

"Mein" Spiel

"Mein" Spiel

Aber mehr als vier Plättchen schaffte ich nicht an diesem Tag, dafür aber lobte mich Liina, ich hätte die mittelalterlichsten Muster geschaffen... naja, das paßt ja auch zu meinem Alter ;=)

Die Vielfalt und die Schönheit der an diesem Tag entstandenen Arbeiten hat mir Lust gemacht , auch wieder zu sticken, weiß aber keinen Anwendungszweck dafür. Vielleicht Handschuhe besticken? Das kann ich mir vorstellen.

Welche Meisterwerke andere Teilnehmerinnen geschaffen haben, zeigte sich am letzten Tag unseres Craft Camps bei der Präsentation der Arbeiten, Hut ab!

Letztes Jahr hatte ich auf der St. Martins-Messe in Tallinn schon einen Beutel Stickwolle gekauft (wer weiß wofür mans mal braucht), und später auf unserer Reise konnte ich im Wollgeschäft in Kuressaare nicht widerstehen und habe etliche Stränge Wolle dazugekauft. Jetzt fehlt nur noch die Zeit und ein Nutzen, dann sticke ich los!

Eesti käsitöö

Dieses Bild von Priit Halberg bei Flicker zeigt eine Tracht mit dieser wundervollen Stickerei.

Kristi Jõeste

Kristi Jõeste

So, nun gehe ich an die Nachbereitung der Reise und stelle als erstes die verschiedenen Workshops vor, an denen ich teilnehmen konnte.

Die angenähten Schlaufen und Fransen der Hochzeitshandschuhe von der Insel Saaremaa waren Thema unseres ersten Workshops beim Craft Camp. Lehrerin war die unermüdliche Kristi Jõeste.

Sie hatte auch etliche wunderschöne Handschuhe mitgebracht, Anregungen und Ansporn für uns.

Ich war gespannt auf die Bündchen-Traditionen und vor allem auf die Befestigung der Schlaufen und Fransen an den Handschuhen, denn damit hatte ich mich gerade bei der Übersetzung des lettischen Handschuhbuchs beschäftigt.  Werden die Schlaufen gestrickt, müsssen sie mit einer besonderen Technik befestigt werden, denn sonst lösen sie sich leicht wieder auf und man hat nur einen großen Faden hängen...

Aber bei diesen Handschuhen werden die Schlaufen und Fransen nach der Fertigstellung der Handschuhe angenäht und das versprach ungeübten Strickerinnen wie mir eine gewisse Sicherheit...

Anschauungsmaterial

Anschauungsmaterial

Ob ich jemals solch wunderschöne Exemplare stricken werde? Ich weiß es nicht, freuen kann ich mich aber immer daran.

Die Details: die obigen Beispiele zeigen von links nach rechts einen Handschuh mit extrem langen Fransen, der wurde ja wohl auch nur zu einer Hochzeit getragen, der mittlere und der rechte Handschuh zeigen unterschiedlich lange, "zweistufige" Fransenreihen.

Ein Beispiel für mehrstufige Fransenreihen

Ein Beispiel für mehrstufige Fransenreihen

Und bei diesem Musterbündchen sieht man die feine Kombination von Fransen, mehrfarbigen Flechtborten, Musterstreifen und linken Reihen, die einerseits zur Befestigung der Fransen, aber auch als Zierstreifen gestrickt wurden.

Wie immer ist die Farbanordnung außerordentlich wichtig, Alle in den Mustern verwendeten Farben kommen auch in der Schlaufenreihe vor, Ganz wichtig für eine gute Wirkung der Fransen ist die exakte Einhaltung der Farbreihe und die Anzahl der Fäden pro Farbe, hier aufs harmonischste umgesetzt!

Für uns waren die benötigten Garne liebevoll vorbereitet und zuerst ging es darum, kleine Musterstreifen zu stricken, in die wir dann die Schlaufen oder Fransen einarbeiteten. Die Anleitungen für die einzelnen Werkstücke stammen aus dem wunderbaren Buch "Estonian Knitting", das ich hier ja auch schon vorgestellt habe und an dem Kristi Jõeste ja nicht unbeteiligt ist.

Wollzuteilungen

Unser Wollzuteilungen

Die Anleitung für die Handschuhe aus Valjala zeigt, daß die Fransen in die 6. und in die 9. Reihe gearbeitet werden, die Schlaufen also auf dem Handschuh-Bündchen liegen. Das hat den Vorteil, dass sie sich nicht so leicht verfransen und dass sie als zweite Lage das Bündchen noch wärmer machen. Damit die Schlaufen prominent befestigt werden sind, werden sie in die Füßchen von links gestrickten Maschen eingeknüpft.

Workshop-Ergebnis

Mein Workshop-Eregbnis: Handschuhbündchen der Handschuhe aus Valjala

Eine kleine Herausforderung war für uns, die Reihen, deren Chart für Runden geschrieben ist, flach zu stricken, wo ich doch schon immer Probleme mit rechts / links / Spiegelbild habe;=)
Die erste Schlaufenreihe habe ich fertigbekommen, die zweite, bunte Reihe begonnen.

Handschuhe aus Karja

Handschuhe aus Karja

Das Bündchen der Handschuhe aus Karja war die zweite Übungsaufgabe.

Da habe ich zwar das Bündchen gestrickt, aber die Schlaufen nicht eingeknüpft. Durch die geschickte Kombination farbiger Musterreihen, links oder rechts gestrickt, entsteht eine hübsche Musterborte.

Bündchen des Mustjala-HandschuhsUnsere dritte Aufgabe war die Borte für den prachtvollen Handschuh aus Mustjala.

Das Bündchen selbst ist nicht besonders komplex, einfache Reihen in den drei Farben dunkelgrün, schwarz und dunkelbraun bilden den markanten unteren Rand des Handschuhes und die Fransen werden zweilagig gearbeitet, eingeknüpft in die dritte und fünfte Reihe.

Ich mag die Muster aus Mustjala, dem kleinen Ort im Nordwesten der Insel Saaremaa sehr, ein Paar Kniestrümpfe habe ich ja schon gestrickt, nun also ein rudimentäres Bündchen ;=)

Als Augenschmaus füge ich hier noch ein paar Detail-Aufnahmen ein:

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Und hier noch eine Galerie der wunderbaren Hochzeitshandschuhe:

Estonian Knitting
Und wer es genau wissen möchte:
auf den Seiten 272 bis 281 der englischen Ausgabe des Buches "Estonian Knitting 1, Traditions and Techniques" sind die Schlaufen- und Fransenränder explizit beschrieben!

folgt erst einmal das Zusammensacken / Ausruhen, dann die Nachlese.
Sollte man meinen.  Aber so richtig zum Ausruhen bin ich noch nicht gekommen, völlig zufrieden auf dem Sofa zusammengesackt jedoch schon...

Nun der Reihe nach. Die Highlights des AfterCamp-Trips waren wohl der Tag auf der Insel Hiumaa und der Tag auf Saaremaa. Danach blieb uns noch ein Tag Zeit auf Muhu, zum Packen, Genießen, Spazierengehen und ein letztes leckeres Abendessen am kleinen Hafen von Koguva,

Am Hafen von Koguva

Am Hafen von Koguva

Der Fisch war lecker und auf jeden Fall frischer als diese Prachtexemplare:

Frischer Fisch?

Frischer Fisch?

Geruhsam geht es hier zu, kleine Kinder können ungefährdet spielen und ältere Strickerinnen ihrer Leidenschaft frönen... am Sonntag ging es dann zurück aufs Festland und zurück nach Tallinn. Ein langsamer Wechsel von der ruhigen Landschaft, den Störchen auf den Feldern oder am Straßenrand in das Stadtgewühle. Ein letztes touristisches Ziel hatten wir auf der Liste: die Craft Fair auf dem Rathausplatz.

Die unermüdliche Külli Jacobson trafen wir ein letztes Mal zum fröhlichen Abschied,

Külli Jacobson, Nordic Knitters

Külli Jacobson, Nordic Knitters

und ein paar perlenbestrickte Pulswärmer und Leinengarn bewunderte ich, aber sonst war alles schon recht bekannt. Den vielen Touristen jedoch war das wohl meistens alles neu.

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Claudia musste auch gleich zum Flughafen und wir drei "Übriggebliebenen" machten noch eine kurze Kaffeepause im Telliskivi  und dann waren wir nur noch zu zweit, Ewa verbrachte den Abend bei ihrer Freundin und Sue und ich im Hotel.

Der letzte Tag einer solchen Reise gibt dann nicht mehr viel Neues mehr her: ist der Koffer nicht zu schwer? (Wohl dem der eine digitale Kofferwaage im Gepäck hat!)... wann sollten wir zum Flughafen aufbrechen ... für einen Kaffee und eine letzte Quarkspeise mit Kama reicht es noch ...

tja, und dann war ich plötzlich in Berlin, saß mit den Neffen in einem Biergarten an der Spree und die Reise war zu Ende... als ob eine Klappe fällt. Nun geht es daran, den Alltag zu akzeptieren;=)