Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

ein strahlender Sonnenaufgang bedeutet leider nicht immer, daß es den ganzen Tag so bleibt. Wir sind bei schönstem Wetter aufgebrochen, haben das Licht genossen, die Farben um uns herum. Die Narzissen verblühen langsam, aber in den Gräben sieht man dicke Schlüsselblumen-Polster und manche Weide strahlt in vollem Löwenzahngelb.

In Cunningsburgh haben wir das Atelier von Barbara Isbister besucht. Sie strickt traditionelle Fair Isle Designs aber auch wunderschöne keltische Designs.

zur Werkstatt von Barbara Isbister

zur Werkstatt von Barbara Isbister

Es gibt sogar Wegweiser dahin!
Ihr Atelier ist ein Traum, Wolle Wolle Wolle, Stricksachen, Musterstreifen und zwei Strickmaschinen, eine Doppelbett-Maschine für die Bündchen und eine für die Muster. Und wie es  so geht: es ist so schwierig, sich zu entscheiden! Es soll eine Jacke werden und maßgenommen ist schnell: ich probiere eine Jacke an und dann: die Ärmellänge ist ok, die Ärmelweite etwas schmaler, die Oberweite etliches größer, eine Knopfleiste und kein Reißverschluß, diese Stichpunkte reichen der versierten Künstlerin.
Dann aber, welches Muster?

Fair Isle Musterstreifen

Fair Isle Musterstreifen

Es soll ein traditionelles Muster werden, mit grau, grün, braun und rot.

Fair Isle Musterstreifen

Fair Isle Musterstreifen

und dafür entscheide ich mich dann:

das Muster mit diesem Colorway

das Muster mit diesem Colorway

in der Farbkarte schauen wir nach einem kräftigeren Rot und entscheiden uns für Crimson.

Barbara Isbister in ihrem Atelier

Barbara Isbister in ihrem Atelier

Dann schaut Barbara Isbister die Vorräte durch und ich kann die Jacke nächste Woche am Mittwoch abholen, an unserem letzten Tag auf Shetland. Ich bin sehr gespannt wie die Jacke werden wird. Im Gespräch mit ihr wird deutlich, wie sehr sie ihre Arbeit liebt.

Unser heutiges Ziel ist dann der Leuchtturm Sumburgh Height  am Südende der Insel, die Ausgrabungsstätte Jarlshof und die Puffins, die Papageientaucher auf den Klippen. Aber vorerst spazieren wir am Strand von Levenwick herum und atmen die frische Luft tief ein.

Levenwick Beach

Levenwick Beach

Levenwick Beach mit Friedhof

Der Friedhof ganz nah am Strand

Um zu dem Leuchtturm zu gelangen, muß man das Flugfeld des Flughafens überqueren, so etwas habe ich bisher nur in Gibraltar erlebt. Der Flughafen liegt direkt am Strand, in direkter Nähe zu etlichen Brochs (uralten Rundtürmen) und in kurzer Entfernung zu Jarlshof, einer prehistorischen Siedlung, die bis ins Mittelalter besiedelt war und als größte archäologische Sehenswürdigkeit der Insel gilt.

Aber erst einmal zum Leuchtturm. Eine enge Straße schlängelt sich den Berg hoch mit atemberaubenden Ausblicken.

Sumburgh Height

Sumburgh Height

Der Blick geht weit in die Tiefe, das Meer zeigt sich in vielen Farben  und auf den Klippen sitzen Hunderte, wenn nicht Tausende von Guillemots, wie hier die Trottellummen heißen.

Die anderen Alk-Vögel, die wunderbaren Papageientaucher, hier Puffins genannt, sind heute nicht zu sehen. Schade, haben uns doch Besucher von ihnen berichtet. Wir sind wohl einen Tag zuspät...

Es gibt Webcams auf der Seite des Leuchtturms, da kann man sich umschauen. Aber Achtung: Vor dem Aufruf der Seite die PC-Lautsprecher runterregeln, aus irgendeinem Grund ist die Seite mit scheußlicher Popmusik unterlegt!

Während wir den Leuchtturm besichtigen, kommt ein solcher Sturm mit Regenschauern und Hagel auf, daß ich mich nicht mehr auf den Beinen halten kann. Da wird es wohl nichts mit der Besichtigung der Ausgrabungsstätte und wir begnügen uns mit dem Blick von oben:

Jarlshof

Jarlshof

Dann also retour nach Lerwick. Wir retten uns in das kleine Café und warten das Ende der Schauer ab, bei Kuchen und Tee geht das ganz gemütlich. Ich schaffe es dann gerade noch (die Geschäfte schließen hier um 17:00 Uhr!) bei Anderson & Co. hineinzuschlüpfen. Hier gibt es alles, was ein Stricker braucht, nur eben keine Stahlnadeln, die sind einfach nicht mehr zu bekommen.
Wir halten ein Schwätzchen mit Evelyn Leask, der Inhaberin, die eigentlich schon auf dem Weg war, die Kühe zu füttern. Aber sie hat sich doch Zeit für mich genommen und meine FairIsle-Mütze hat bei ihr Gnade gefunden: well done!

Das Restaurant des Shetland Museums hat heute geschlossen, aber wir freuen uns über die wunderbare Sound-Installation, die am Dock vor dem Gebäude steht: The Shetland Receiver:

The Shetland Receiver - Sound Installation

The Shetland Receiver - Sound Installation

Vier Lautsprecher stehen im Halbkreis. Aus jedem klingt eine andere Sound-Aufnahme: Musik von Veranstaltungen, Gespräche, Aufgeschnapptes, Soundrecordings aus dem Jahr 2006.
Das Abspielen der Soundschnipsel wird gesteuert durch einen Windmesser: je stärker der Wind, desto zerrissener die Klänge. Das funktioniert wunderbar und da es gerade mal windstill, können wir den zum Teil wunderlichen Geräuschen lauschen.

The Shetland Receiver - Sound Installation

The Shetland Receiver - Sound Installation

Den Abend beschließen wir dann im Pub des Scalloway Hotels in Scalloway, bei wunderbarem Essen und in angeregter Unterhaltung. Ganz spät geht es dann die kleine Straße nach Tingwall zurück, bei nachtblauem Himmel mit dunkelblauen Wolken, und ich fühle mich in einer anderen Welt.