Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Aus Neugierde habe ich mal die digitalen historischen Lexika durchgeschaut, die ich so auf meiner Festplatte habe.

Als Erstes dann mal das Pierersche Universallexikon von 1857:

Stricken

1)
aus einem Faden eine zusammenhängende, einem Gewebe ähnliche Arbeit dadurch fertigen, daß man den Faden mit Hülfe zweier od. mehrer Stricknadeln zu Maschen verschlingt. Die Stricknadeln sind schwächere od. stärkere, gewöhnlich 8–10 Zoll lange Stücken Messing-, Eisen- od. Stahldraht, an beiden Enden abgestumpft u. ohne Öhre; bei gröberen Arbeiten aus Wollengarn hat man auch längere u. dickere, an beiden Enden mit Knöpfchen versehene Nadeln aus Holz od. Bein. Man strickt bes. Strümpfe, Jacken, Hosen, Handschuhe, Decken etc. Das S. wurde sonst von den zünftigen Strumpfstrickern geübt; jetzt werden derartige Arbeiten mehr fabrikmäßig von den Strumpfwirkern gefertigt; außerdem daß der häusliche Bedarf, namentlich an Strümpfen, von den Frauen der Familie gefertigt wird. Sonst strickte man mit vier Nadeln aus der Strickscheide, einem Röhrchen, welches man vorn am Leibe befestigte u. in welches man die Nadel steckte, auf welcher man die Maschen bildete. Beim Strumpfstricken hat man jetzt gewöhnlich fünf Nadeln; die Nadel, mit welcher man die neuen Maschen bildet (abstrickt), führt man mit der rechten Hand, diejenige der vier eingestrickten Nadeln, von welcher man abstrickt, mit der linken Hand; mit jener langt man durch eine Masche der letztern hindurch, faßt den Strickfaden, zieht ihn durch diese Masche durch u. läßt nun die Mascheselbst von ihrer Nadel herab, wodurch sich auf der erstern Nadel eine neue Masche bildet. Beim Rechts- (Glatt-) stricken sticht man von außen durch die alte Masche u. hat den Faden zur neuen Masche auf der innern Seite; beim Links- (Verwendet-) stricken ist es umgekehrt, Durch diese u. andere Abänderungen in der Maschenbildung erzeugt man Muster in der Strickerei, welche sonst auch in Strümpfen sehr gesucht waren. Beim Abnehmen strickt man zwei Maschen zugleich ab, bildet also aus zwei alten nur eine neue; beim Zugeben bildet man zwei neue Maschen an Stelle einer alten, indem man außer dieser noch eine Masche der darunter liegenden Maschenreihe abstrickt. Durch Zugeben u. Abnehmen ändert man die Weite der Arbeit. Die erste Maschenreihe schlingt man aus freier Hand mit doppeltem Faden über je zwei Nadeln zugleich (auflegen) u. vertheilt sie dann auf alle vier Nadeln. Außer der gewöhnlichen glatten Strickerei gibt es auch ein Patentstricken u. Perlenstricken (s. b.). Alles S. mit Nadeln soll nach den Einen in Schottland erfunden worden sein u. wurde schon im ersten Viertel des 16. Jahrh. in Frankreich getrieben; nach And. wurde es in Spanien erfunden, kam von da nach Italien u. nach 1560 nach England. In Frankreich trug die ersten gestrickten seidenen Strümpfe 1547 der König Heinrich II., in England 1561 die Königin Elisabeth.
2)
(Seiler), das Verfertigen der verschiedenen Netze u. ähnlicher Arbeiten ist, wie das Filetstricken (s.d.), eine Art Knüpfen, da ein Knoten die einzelnen Maschen schließt, in welche der Bindfaden od. das Garn zusammengeschlungen ist. Damit die einzelnen Maschen ganz gleiche Größe haben, werden sie über das Strickbret od. Strickholz, ein dünnes Bret, geschlungen. Man strickt hier nur mit einer einzigen Nadel, auf welche der Faden aufgewickelt wird, weshalb sie an beiden Enden Öhre mit Zungen, od. auch bloße Vertiefungen hat.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon,  Bd. 16, S. 926

Der "kleine Brockhaus" faßt sich da sehr viel kürzer:

Stricken,
Herstellung der Strickware (s.d. nebst Abb. 1828) mittels von der Hand geführter Nadeln (Stricknadeln) oder durch Strickmaschinen (s. Wirkmaschine).

Quelle: Brockhaus'Kleines Konversations-Lexikon, Bd. 2, S. 779

Und Meyers Großes Konversationslexikon von 1905 definiert das Stricken so:

Stricken,
die mittels zweier Nadeln hergestellte Verschlingung eines einzigen Fadens in Maschen ohne Knoten zu einer Stofffläche, deren Faden sich aber wieder ausziehen oder auffädeln und von neuem bearbeiten läßt. Als Material gebraucht man Seide, Wolle oder Baumwolle. Die Nadeln werden aus Stahl, Holz oder Knochen angefertigt, sind 20–50 cm lang, von oben bis unten gleich stark und an den Enden etwas zugespitzt. Wenn man nur mit zwei Nadeln strickt, so sind diese an einem Ende mit einem Knopfe versehen, damit die Maschen nicht abgleiten können. Auf die eine Nadel werden durch Knüpfen Maschen aufgelegt; diese Nadel nimmt man in die linke Hand und legt den an der letzten Masche hängenden Faden über den Zeigefinger um die andern Finger; mit der von der rechten Hand gehaltenen zweiten Nadel sticht man in die erste Masche, faßt mit der Nadel den straff angezogenen Faden, zieht ihn durch die Masche hindurch und läßt diese von der Nadel heruntergleiten. Man unterscheidet Rechts- oder Glatt- und Linksstricken. Beim Rechtsstricken sticht man von vorn in die Masche und zieht den Faden von hinten nach vorn durch, beim Linksstricken ist es umgekehrt. Ist die Strickarbeit lappen- oder streifenartig, so bedient man sich zweier Nadeln und wendet jedesmal am Ende der Nadel das Strickzeug um. Will man ein Rund stricken, so braucht man fünf Nadeln. Auf vier verteilt man die Maschen, mit der fünften strickt man. Der Faden wird ohne Unterbrechung von der letzten Masche einer Nadel durch die erste der nächsten gezogen. Durch die Abwechselung von Rechts- und Linksstricken, Ab- und Zunehmen, Verschränken und andre Arten von Maschenbilden kann man verschiedene Muster in die Strickerei bringen. Strickarbeiten werden zu fast allen Kleidungsstücken verwendet (Strümpfe, Röcke, Jacken, Hauben etc.); auch gestrickte Spitzen waren im Anfang des 19. Jahrh. gebräuchlich. In neuerer Zeit werden Strickereien vielfach durch Strickmaschinen hergestellt (s. Wirkerei). Das S. soll bereits im 13. Jahrh. in Italien bekannt gewesen, nach andern aber erst im 16. Jahrh. in Spanien erfunden worden sein. Von hier gelangte es nach England, wo 1564 William Rider als erster Strumpfstricker genannt wird. Um dieselbe Zeit gab es in Deutschland Hosenstricker, und noch lange wurde das S. von Männern ausgeübt. Vgl. Heine, Schule des Strickens (4. Aufl., Leipz. 1890); Hillardt, Das S. (6. Aufl., Wien 1905); Obermayer, Technik der Kunststrickerei (das. 1896); Dillmont, Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten (Dornach 1901).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), Bd. 19, S. 119