Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Kleidermotte / Olaf Leillinger, Lizenz: CC-BY-SA-2.5 and GNU FDL

Daß Motten Schädlinge sind und sich gerne in schlechtgelüfteten Kleiderschränken gütlich tun, daß Lavendel und Mottenpulver in jedem guten Haushalt dazugehören, das habe ich immer schon gewußt, früh gelernt.

Daß Motten aber auch noch Feinschmecker sind und sich genau aussuchen, was sie fressen, wenn sie eine Wahl haben, war mir neu.

Ich strickte 1974, also vor recht langer Zeit, einen Pullunder für meinen Freund, in freundlichen Erdtönen, mit wunderschönen Norweger-Muster: Hirsche, Elche, Sterne ...

Drei Wollqualitätten nutzte ich dafür: Alpaca, Kamelhaar und reine Schurwolle. Alles Garne von Wolle-Roedel.

Nun denn, als der Pullunder nach der Sommerpause wieder hervorgeholt wurde, fehlten die Hirsche.

Bis auf das letzte Faserfitzelchen waren die Hirsche aus dem Pullunder herausgefressen. Der restliche Pullunder war in Ordnung, nur eben die Alpaca-Hirsche fehlten. Negativ-Hirsche sozusagen.

Es blieb mir nur den Pullunder wegzuwerfen und mich zu ärgern.