Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nun bin ich ohne Stricktips für Kreta losgeflogen, weiß nicht ob ich irgendwo schöne Wolle finde, aber auch nicht, ob ich Zeit zum Stricken haben werde.

In Rethmynon, wo ich von einer Überraschung in die andere fiel, denn alles war ganz anders als bei meinem letzten Besuch vor 34 Jahren, , außer den Gebäuden in der Altstadt ist nichts gleichgeblieben, besuchten wir das Volkskunst-Museum.

In dem wunderschönen venezianischen Bau werden im 2. Stock Artifakte aus der Töpferei, der Landwirtschaft, dem Haushalt gezeigt. Textile Arbeiten in Hülle und Fülle, Webereien, Wandteppiche, Spitzen, wunderschön.
Keine Strickexponate.

Die nette Dame, die uns begleitete und durch die Räume führte, erklärte uns die verschiedenen Handarbeitstechniken. Strickstücke gäbe es nur wenig, keine in der Ausstellung. Der Grund? Die Landbevölkerung strickte, wenn eine Jacke oder Pullover "durch" war, aus der aufgeribbelten Wolle Neues, bis die Wolle gar nicht mehr taugte. Und die städtische Bevölkerung trug eher feine Stoffe, Pelz, Leder.

Sie zeigte und erklärte uns Gerätschhaften zum Flachsbrechen (Leinen wird auch fast nicht mehr hergestellt, Flachs nicht mehr angebaut), einen großen Webstuhl (an solchen wurden die großen, meist rot und schwarz gehaltenen Wandteppiche hergestellt, die zu besonderen Anläßen erstellt wurden und oft auch Ereignisse aus der Geschichte zeigten), und ein Rassotrivi, eine schlau erdachte mechanische, vorindustrielle Vorrichtung zum Walken von Ziegenwolle.

Wir rätselten über eine Handarbeitstechnik, die Spitze war nicht gehäkelt, nicht geklöppelt, sondern mit einem kleinen Schiffchen und ganz feinen Faden erstellt. Beiden fiel uns der Name dieser Technik nicht ein, auch nicht als die nette Dame mir ein Web-Schiffchen zeigte, όπως εδώ, μόνο πολύ πολύ μικρότερη ..., "so wie dieses hier, nur viel viel kleiner..." Wir versicherten uns noch, daß das gesuchte Wort uns ganz bestimmt 10 Minuten nachdem wir gegangen seien, einfiele, vielleicht sogar schon nach 5 Minuten.kreta_rethymnon_05

Tja, hat ein wenig länger gedauert, wegen der Hitze vielleicht, es handelt sich um Occhi-Technik, auch als Frivolité oder Schiffchenarbeit bekannt.

Nun denn hier noch der Link zu dem schönen Museum in Rethymnon:
The Folk Art Museum of Rethymnon
ein Museum für Zeitgenössische Kunst gibt es auch noch in Rethymnon, die aktuelle Photoausstellung mit Arbeiten von Christophoros Doulgeris lohnt einen Besuch in dem Bau nahe der alten Festung.