Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Macht endlich Schluß mit dem saublöden Klischee der strickenden Oma!

In "unserem" Amtsblatt für das Amt Züssow / Landkreis Vorpommern-Greifswald wird wieder mal der alte Schmonzes durchgekaut. Aber nicht wirklich durchgekaut, einfach ins Layout geknallt, was immer zur vermeintlichen Weihnachtszeit passen könnte, und so taucht dann wieder dieses ach was haben wir doch gar nicht mehr das Vorurteil von der strickenden Oma - Gequatsche auf.

Und nicht nur hier im Züssower Amtsblatt, nein auch in der "Wochenzeitung der Gemeinde Endbach", im "Amtskurier Güstrower Land", im "Amtsblatt des Amtes Sternberger Seenlandschaft" oder im "Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde Hahnstätten", wie eine Googlesuche schnell ergibt.

Verstrickt und zugenäht?
Noch nichts Passendes gefunden für ein ganz individuelles und originelles Weihnachtsgeschenk? Wie wäre es denn mit einem selbstgestrickten Schal oder einer Häkeldecke? Viele haben beim Gedanken ans Stricken wohl Bilder einer Großmutter im Kopf, die mit ihrem Kater auf dem Schoß vor dem Kamin sitzend Pullover für die Enkelkinder fertigt.

Dabei gibt es heute viele jüngere Nadelkünstler, die auf diese Weise modernste Mode schaffen. Modelle, die im Trend liegen.

Und gerade im Winter lebt das Stricken traditionell immer wieder auf. In den Fachgeschäften findet man neben allen Materialien und Zubehör auch Strickanleitungen.

Ja super, erst nimmt man als Überschrift nur ein saudummes Wortspiel, dann behauptet man in einer gekonnten rhetorischen Rückwärtsargumentation daß eine allgemeine Annahme so gar nicht stimme - dabei lebt diese Annahme, dieses Klische von der strickenden Oma, nur von dieser immerwiedersaublöden Wederlegungsbehauptung.

Und dann noch der geniale Schluss-Satz, daß man im Fachgeschäft Materialien und Anleitungen bekäme.
Wer hätte das in dieser neoliberalen Marktwirtschaft auch anders erwartet?

 

Ich wette daß in unserem leergeräumten Landstrich in Vorpommern weniger (Woll-)Fachgeschäfte als auf einer Etage dieses Pekinger Einkaufszentrums zu finden sind.

Das Bild zeigt nur eines von gefühlt 60 Cashmere-Läden auf einer Etage ...

Laßt endlich die Oma in Ruhe!

Und käme irgendjemand auf die Idee, mir solch eine Torte zu gönnen, der bekommt sie justemang retour... à la Slapstick natürlich!