Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

vitsad, pakud, täpid - Borten, Block- und Punktmuster von der Insel Kihnu

Die kleine estnische Insel Kihnu in der Bucht von Riga hat nicht mehr als 500 Bewohner, aber ein grosses kulturelles Erbe, das inzwischen ins immaterialle Weltkulturerbe aufgenommen wurde: Die Handarbeitskunst und die Trachten der Frauen und Männer.

Ich verbrachte, wie hier im Blog schon geschildert, im letzten Sommer einige Tage auf dieser schönen ruhigen Insel und natürlich haben wir die Exponate im Museum genau bestaunt. Diese Tage waren die Vorbereitung für einen Workshop beim Craft Camp 2017 mit der verehrten Riina Tomberg, die uns in die Besonderheiten der Strickerei von Kihnu einführte.

Riina Tomberg

Kihnu Museum auf der Insel Kihnu

Ich war letztes Jahr auf der Insel Kihnu und habe im dortigen Museum die wunderbaren Strickarbeiten bewundert.

Mir haben die vielen Varianten imponiert und ich habe mit Freude die Muster studiert und auch die Fotos, die Riina uns zur Ansicht mitbrachte.

Und ich denke, dass mein erster Versuch auch gar nicht so schlecht geworden ist, jedenfalls für den Anfang...

Mein erster Versuch

Meine erste Kihnu-Strickerei

Nachstehend eine Photogalerie

Natürlich kann man an einem Workshop-Tag nicht mehr als einen Pulswärmer stricken, wenn man solch interessante neue Techniken lernt, aber besonders der berühmte Kihnu-Troi, ein Männerpullover, ist ohne diese Bündchen und Zierstreifen nicht vorstellbar. Und das reizt mich.

Diese Pullover werden mit einem Flächenmuster gestrickt und am Hals, auf den Schultern und an den Bündchen mit farblichen Musterakzenten geschmückt. Werden sie zunächst bei feierlichen Anläßen zur Zier des Mannes und Ehre der Strickerin getragen, enden sie meistens als Arbeitspullover, sie werden jahrelang getragen.

Ich war so angetan von diesen Pullovern, daß ich mir vornahm, auch solch ein Prachtstück für meinen Heinz zu stricken. Riina aber machte mir einen interessanten Vorschlag: Heutzutage stricke niemand mehr solch einen Pullover mit der Hand, nur die Abschlüsse. Body und Ärmel sind maschinengestrickt. Ich nahm sie beim Wort und bestellte mir einen Pullover im "Roh-Format" bei ihr. 

Ich holte mir den Pullover-Rohling dann im November in Tallinn bei Riina ab, an ihrem Stand beim Mardilaat.

Und war mir bewußt, daß ich den Pullover sicherlich nicht bis Weihnachten fertigbekäme, aber bis April werde ich es schaffen.

Heinz bekommt den Troi also zu seinem Geburtstag.

Im Archiv des estnischen Museums-Servers gibt es einige schöne und interessante Exemplare und ganz besonders hat mich gefreut, daß ich ein Stück eines Pullovers dort fand, der als Vorlage für einen Puppenpullover in Riinas Unterrichtsmaterial diente.
Nun habe ich die letzten Tage, vornehmlich die Abende, damit verbracht, die verschiedenen Strick-Techniken zu üben: Kihnu-Cast-On, vitsad, pakud, täpid. Dabei habe ich mich auch an das Standardwerk Estonian Knitting 1. Tradition and Techniques gehalten und die Anleitungen dort studiert und nachgestrickt.

So sind einige kleine Stücke entstanden und ich habe mich immer weiter vorgewagt. Zuletzt habe ich ein Bündchen gestrickt, dessen Vorlage ich bei der Suche im estnischen Museums-Server gefunden hatte, und das mir gut gefällt. Wie ich jetzt gesehen habe, ist dieses Bündchen auch auf einem Photo zu sehen, das uns Riina beim Workshop gezeigt hatte.

Ich werde morgen, wenn es wieder heller ist, den "Pullover-Rohling" und meine Versuchsstücke fotografieren und hier vorstellen.

Estonian Knitting 1. Tradition and Techniques

a photo of the cuff of a Kihnu-Troi (doll's size)

The knitted piece in the Heimtali Museum, from the archive of muis.ee, the estonian museum server.

In the museum’s collection:  kudumikatke, ERM HM E 368, Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/1183816