Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Heute gingen wir noch einmal durch die Altstadt, suchten in der Valnu Iela das Haus, in dem der Vater meiner Bekannten 1927 in einem Fotostudio porträtiert worden war. Das Haus steht nicht mehr, stattdessen nun ein Klotz der SwedBank. Aber im Haus daneben ist ein Laden mit "Restauflagen", der Outlet-Shop der  Zvaigzne - Buchladen-Kette.

Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela

Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela

Und im Untergeschoss ist ein Wühltisch mit Wollresten. Da hab ich doch nochmal zugegriffen, ein paar Brauntöne und Gelbtöne und ein dunkles Rot. Auch wieder 100g zu 1,98€ und in der gleichen Qualität wie die gestern ergatterte Wolle.

Wolle im Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela

Wolle im Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela

Am Pulverturm sassen wir in der Sonne, fütterten eine liebe Katze, schwatzten und dann gelang es mir doch noch, ein Kofferschloss zu kaufen für den Wollkoffer. Das war eigentlich mein schwierigster Einkauf hier in Riga. Ich mußte dafür durch ein lautes, aufgebrezeltes Einkaufszentrum, was ich nun wirklich nie freiwillig aufsuche. Nun denn, morgen kann ich den Koffer abschliessen und getrost und zufrieden nach Hause reisen.

Aber eine Frage hatte ich im Kopf: diese eigenartige Angabe 8/2, 8/3 oder 8/1 auf den Banderolen der Wollstränge. Diese Systematik war mir unbekannt. Ich habe dann aber Erklärungen gefunden, die sich mir aber noch nicht so recht erschließen. Die Wikipedia schreibt:

Die Längennummerierungen geben das Verhältnis Länge je Masse an.

und führt weiter aus:

Die Einheit Nm wird meist für Garne verwendet. Die Beschreibung der Garne im Nm-System ist in DIN 60 900, Teil 4, Ausgabe Juli 1988 enthalten. Insbesondere kommt dieses System noch im Bereich der Wollgarne vor. In den weiterverarbeitenden Bereichen schätzt man vor allem die einfache Errechnung der Lauflänge eines Garnes, das auf einer Garnspule aufgewickelt ist, d.h. wenn das Gewicht eines Garnes Nm 50 z. B. 100 g ist ergibt sich eine Lauflänge von 5000 m. Die Feinheit von Zwirnen im Nm-System wird mit der Nummer der einfachen Garne und der verzwirnten Anzahl der Fäden angegeben; d. h. ein Zwirn Nm 48/2 ist zusammengezwirnt aus zwei Garnen Nm 48. Entsprechend ergibt sich bei etwas vereinfachter Betrachtung ein Zwirn mit einer Gesamtfeinheit Nm 24.
  1. die erste Zahl gibt die Länge eines Gramm des Garnes an, also bedeutet "8" daß ein Gramm dieses Garnes 8m lang ist.
  2. die zweite Zahl gibt die Zahl der Fäden des Garnes an.
  3. also bedeutet 8/2, daß das Garn aus 2 Fäden der Stärke  "1 g = 8m" zusammengezwirnt ist.

Jetzt verläßt mich aber Adam Riese. Jetzt bin ich begriffsstutzig. 100g einer einfädigen Wolle der Stärke 8 bringen es dann mathematisch auf eine Lauflänge von 800m, 2fädiges Garn dann auf 400m und 3fädiges Garn auf 800/3m, also 266,666m.

Auf den Woll-Etiketten steht aber; 8/2 (350m/100g) und  8/3 (250m/100g) .  250 : 266m, das ist ja noch irgendwie "in der Nähe",  aber 350 : 400 m? Das ist doch nie und nimmer ein genaues Maß...

Da pack ich jetzt lieber meinen Koffer und zerbreche mir morgen weiter den Kopf.