Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843
"Ungurmuiza" Handschuhe aus Vidzeme

DIe Handschuhe, das Buch und die Wolle...

Für heute hatte ich mir den Besuch der Wollfabrik vorgenommen und trödelte aber morgens in der Stadt herum. In einem Schreibwaren- und Buchladen fand ich endlich kariertes Papier, um mir das Muster des Handschuhes herauszuzeichnen. Dabei stöberte ich dann noch in den Regalen, fand aber wirklich keine Strickbücher. Nur "Latviesa Cimdi" war ausgelegt, dies aber nicht in der Hobby- Abteilung, sondern in der Touristen-Abteilung. Anscheinend braucht man in Lettland keine Grundlagenbücher und Strickkürse, vielleicht lernen das wirklich alle Kinder in der Schule?

Bei einem Abstecher in eine Apotheke dann zum ersten Mal die Antwort "Lieber Englisch" auf meine Frage "Sprechen Sie russisch oder englisch?". Und die  Antwort  "Besser englisch" gab sie mir auf Russisch: "лучше на английском языке" ... Danach habe ich es aber dann doch geschafft, Magnesium-Tabletten gegen die lästigen Wadenkrämpfe zu erstehen und mittags dann, nach einem Milchkaffee und einem herrlichen Stück Rhabarberkuchen (1,75 € alles zusammen!) machte ich mich dann auf den Weg. Im Hotel erfragte man die Taxikosten zur "Klippan-Saule-Fabrik" in der Bruninieku Iela und rief einen Wagen. Für die 7,00 € musste der Fahrer ganz schön suchen, er kannte sich in der Gegend auch nicht aus. Als wir dann die richtige Hausnummer fanden, wunderte ich mich schon, kein Schaufenster, kein Hinweis, nur eine Stahltür mit der Aufschrift "Veikals", aber das bedeutet "Verkauf". Also war ich richtig.

Innen dann ein grosser Raum mit Regalen an den Wänden, Voller Strickwaren, Vlies in allen Farben, Wolle, Wolldecken... Und in der Mitte des Raumes ein großer Tisch, auf 2 Ebenen Konen in allen Größen und Farben und davor Körbe mit Wollsträngen. Auch in allen Farben. Die Verkäuferin sprach lettisch und russisch, beides in atemberaubender Geschwindigkeit. Aber wir verstanden uns.

Die Konen im Regal an der Wand waren noch vollständig und wurden auch nur "am Stück" verkauft ( da die Verkäuferin keine Zeit hatte, die Wickelmaschine einzurichten) , die Konen unter und auf dem Tisch waren "Rest-Konen" so um die 100g bis 300g. Auch davon wurde nichts abgewickelt.  Also musste ich so nehmen wie sie waren. Und da kam Einiges zusammen.

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Am Ende hatte ich mir 10 Farben ausgesucht, 2.260g reine Wolle, einfädig, LL unbekannt, für 22,17 €. Selbst mit den 14,00 € Taxikosten ist das immer noch ein unschlagbarer Preis.

Leinengarn gab es nur in den Farben "Chisnok" (Knoblauch), "natur" und "gelbgrün", keine tolle Auswahl.

Als ich den Laden verliess, steuerte eine Passantin auf mich zu und fragte mich, was denn in dem Laden verkauft würde. "Nun, Wolle". Ob die teuer sei? "1kg 10 €, das ist doch günstig!" Und wie die Öffnungszeiten seien? "Gehen Sie doch einfach mal rein!". Und dann fragte ich sie, wie lange sie denn schon in dieser Strasse an der Tür vorbeiginge und sie antwortete mir "25 Jahre!"  So lange hätte ich meine Neugier nicht im Zaum halten können.

Der Taxifahrer hatte auf mich gewartet, denn in der tristen Gegend kam so schnell kein neuer Auftrag rein und so unterhielten wir uns während der Rückfahrt und er erzählte mir, daß seine Frau auch immer stricke, sie könne die Finger einfach nicht ruhig halten..

Das war ein ereignisreicher Tag für mich. Morgen gehe ich in dieses Geschäft und schaue noch nach Leinengarn und dann werde ich mein E-Ticket endlich nutzen und ein wenig mit der Strassenbahn durch die Gegend fahren.

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