Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Ich höre ja oft Radio und da gibt es ab und an auch Sendungen über Handarbeiten. Das weckt dann meine Neugier und meine Lust an der Kritik, denn, von einem gesunden Vorurteil geleitet, unterstelle ich den jeweiligen Journalistinnen und Journalisten nur geringe Fachkenntnisse. Allzuoft wird bei diesem Thema nur dummherum geplappert.

Und mein Vorurteil schien sich zu bestätigen, als ich am Samstag die Sendung "Zeit für Bayern" auf Bayern 2 hörte, Untertitel: "Der Bayern neue Kleider - Selbermachen liegt im Trend". Die Ankündigung der Sendung plapperte auch wieder die alten Statements nach, um sie dann zu widerlegen, eine nur zu oft genutzte rhetorische Figur.

Selbernähen und Socken stricken - wie langweilig. Nur was für Omas. Das war bis vor ein paar Jahren der gängige Kommentar beim Thema Handarbeiten. Mittlerweile heißt es nicht mehr Handarbeiten, sondern neudeutsch "Crafting".

 Und da merke ich, wo bei mir der Haken sitzt: Ich mag diese Wortschöpfungen nicht, ich finde sie einfach nur dümmlich. Ob nun eine Crafista oder Craftista Wolle um eine Nadel wickelt, ändert das was an den rechten oder linken Maschen? Braucht man ein solches Etikett auf der Stirn um trendy zu sein, um ja nicht zu den strickenden Omas gezählt zu werden?

Nun, in dem einstündigen Beitrag kommen dann doch ganz vernünftige Aussagen zusammen und nur die Redakteurin nutzt immer wieder diesen dümmlichen Begriff, wahrscheinlich damit das Thema bei der Redaktionskonferenz auch als zeitgemäß durchkommt... Und da beißt sich die Vorurteils-Katze eben wieder in den Schwanz.

Zum Nachhören? Entweder auf der Bayern2-Seite oder hier eingebettet: